Deutschland hat am 2. Mai rechnerisch seine natürlichen Ressourcen für das laufende Jahr 2024 aufgebraucht. Zwar gibt es Kritik an den Berechnungen der US-NPO Global Footprint Network. Doch klar ist: Wir verbrauchen nach wie vor zu viele Ressourcen – auf Kosten der nächsten Generationen.

Der Erdüberlastungstag (Earth Overshoot Day) markiert den Tag, an dem die Menschheit alle natürlichen Ressourcen, die die Erde innerhalb eines Jahres zur Verfügung stellen kann, aufgebraucht hat. Die NGO Germanwatch hat berechnet, dass es drei Erden bräuchte, wenn alle Menschen auf der Welt so leben würden wie die in Deutschland. Germanwatch stützt sich auf Berechnungen des Global Footprint Network, einer Non-Profit-Organisation aus den USA.

"Der Erdüberlastungstag markiert den Tag, an dem rein rechnerisch alle natürlichen Ressourcen verbraucht sind, die die Erde in einem Jahr regenerieren kann."
Jakob Vogel, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion

Bei der Berechnung des Tages berücksichtigt das Global Footprint Network, welche und wie viele natürlichen Ressourcen auf der Erde noch verfügbar sind, was wir Menschen an Abfall und Emissionen produzieren – und wie diese beiden Posten im Verhältnis zueinander stehen. Dabei berechnen die Fachleute, wann unser Konsum in Überverbrauch kippt.

Seit 1970 steigt der Ressourcenverbrauch weltweit

Demnach nimmt der Ressourcenverbrauch weltweit zu: Seit 1970 rückt der globale Erdüberlastungstag immer weiter nach vorn im Kalender. Das gleiche gilt für den deutschen Erdüberlastungstag. 2023 war er zum Beispiel noch am 4. Mai, 2024 lag er jetzt zwei Tage früher.

Dafür sind vier Faktoren entscheidend:

  • ein relativ hoher Energieverbrauch in Deutschland
  • ein noch immer steigender CO2-Ausstoß – vor allem im Verkehrssektor
  • die Umweltverschmutzung im Allgemeinen
  • die Massentierhaltung in Deutschland

Die Massentierhaltung schlägt sich insofern schlecht auf die Bilanz aus, als dass auf deutschen Äckern vor allem Tierfutter angebaut wird. Germanwatch sagt: Auf 60 Prozent der Felder werden nur Futtermittel angebaut. Doch die reichen nicht mal aus, um die Tiere in industrieller Haltung sattzukriegen.

"Laut der NGO Germanwatch reichen die auf 60 Prozent der Felder angebauten Futtermittel nicht einmal aus, um die Tiere in der industriellen Haltung sattzubekommen."
Jakob Vogel, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion

Um den Bedarf für die Tiere zu decken, müssen wir also zusätzlich Futtermittel importieren: Weitere Flächen im Ausland sind dafür nötig. Doch das ist ein großes Problem: Denn der Futtermittelanbau, zum Beispiel Soja, gilt als einer der Haupttreiber für die Vernichtung von Tropenwäldern – und damit auch der Biodiversität. Ein hoher Fleischkonsum bedeutet daher auch einen hohen Ressourcenverbrauch.

NGOs sehen Politik in der Pflicht

Umweltorganisationen sehen bei der Bekämpfung des Problems vor allem die Politik in der Pflicht – nicht vorrangig die Verbraucher*innen. Natürlich sei es gut, im Kleinen zu beginnen und weniger tierische Produkte zu konsumieren. Aber Germanwatch fordert von der Politik, beim Ressourcenverbrauch im großen Maßstab etwas zu verändern:

  • Zum Beispiel könnte es eine nachhaltigere Gemeinschaftsverpflegung in Kantinen oder Mensen geben.
  • Eine weitere Idee lautet, Landwirt*innen überzeugende Anreize zu geben, anstelle von Futtermitteln Nahrungsmittel anzubauen.
  • Genauso wichtig sind aber die Mobilitätswende und die Energieversorgung mit erneuerbaren Energien, sagt etwa das katholische Hilfswerk Misereor.

Kritik an der Berechnung

An der Berechnung von Global Foodprint Network gibt es aber auch Kritik. Das liegt daran, dass die NGO alles vereinfacht in einen Flächenverbrauch übersetzt – also wie viel Quadratkilometer wir mit Viehzucht und so weiter verbrauchen. Kritiker*innen bemängeln, die Emissionen würden da zum Beispiel einen viel zu großen Stellenwert bekommen. Dadurch werde die Berechnung des Erdüberlastungstagesam Ende etwas verzerrt.

Aber wie auch immer: Der Tag kann uns vor Augen führen, dass es sinnvoll sein kann, unser Konsumverhalten zumindest zu überdenken.

Shownotes
Ressourcenverbrauch
Deutscher Erdüberlastungstag am 2. Mai
vom 02. Mai 2024
Moderation: 
Till Haase und Sebastian Sonntag
Gesprächspartner: 
Jakob Vogel, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion