Die Ergebnisse der COP29 haben viele enttäuscht. Auch Klimaaktivist Luca, der in Baku dabei war, ist deprimiert, weil es für den weltweiten Klimaschutz zu wenig Geld gibt. Das kritisieren auch die Länder des Globalen Südens.
Es ging – mal wieder – ums Geld: Zwei Wochen lang hat die internationale Gemeinschaft bei der Weltklimakonferenz in Baku um die Finanzierung von Klimaschutz und die Anpassungen an den Klimawandel gerungen. Am Ende ging die Verhandlung in die Verlängerung. In der Nacht zum 24. November wurde dann das Ergebnis mitgeteilt: Die jährlichen Beiträge der Industriestaaten sollen von derzeit 100 Milliarden Dollar bis 2035 auf mindestens 300 Milliarden Dollar ansteigen.
Vorwurf des Globalen Südens: Viel zu wenig
Einige Länder des Globalen Südens hatten während der Konferenz jedoch jährliche Beiträge von bis zu 1,3 Billionen Dollar bis 2035 gefordert, mindestens aber eine Erhöhung der Beiträge der Industriestaaten auf 500 Milliarden Dollar bis 2030. Denn gerade die Länder des Globalen Südens sind am meisten von den Folgen des Klimawandels betroffen, haben im Vergleich zu den Industrienationen des Globalen Nordens am wenigsten dazu beigetragen und es fehlt ihnen das Geld, um die notwendigen Anpassungen zu finanzieren.
Junge Generation am meisten vom Klimawandel betroffen
Auch Luca ist enttäuscht. Als Botschafter der Naturschutzjugend (Naju), der Jugendorganisation des Naturschutzbund Deutschland, hat er bei der COP29 versucht, der jungen Generation eine Stimme zu geben. Er hat Politiker*innen und Verhandler*innen deutlich gemacht, "dass die Jugend, die am meisten vom Klimawandel betroffen ist, auch gehört werden muss und nicht ignoriert werden kann."
Mit anderen Aktivist*innen hat Luca bei solchen Konferenzen die Möglichkeit, mit Aktionen auf ihren Standpunkt aufmerksam zu machen. Aber es gibt auch Gelegenheiten, bei denen sie direkt mit Politikern, beispielsweise mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, sprechen können.
"Ich finde, man hat bei allen Politiker*innen aus Deutschland gemerkt, dass die Ambitionen dieses Jahr einfach nicht gereicht haben und einfach nicht reichen, die globalen Probleme zu lösen."
Trotz der enttäuschenden Beschlüsse gibt es aber Entscheidungen, die zukunftsweisend sind. Beispielsweise ist die Gruppe der Geberländer erweitert worden um sogenannte Schwellenländer wie China und die Golfstaaten.
China und die Golfstaaten sollen Klimahilfen mitfinanzieren
Sie werden "auf freiwilliger Basis ermutigt", nun ebenfalls Klimahilfen zu finanzieren. Auch der Privatsektor soll einbezogen werden, erklärt Georg Ehring aus der Deutschlandfunk-Umweltredaktion.
"Die Verbindlichkeit ist geringer, aber immerhin: China und die Golfstaaten stehen jetzt auch in der Verantwortung, etwas zu tun."
In Bezug auf die Verringerung des Treibhausgasausstoßes gibt es keinen Beschluss, weil das Abschlusspapier unter dem Druck von Saudi-Arabien und anderen Golfstaaten, aber auch auf Druck von Russland, noch nicht einmal den Beschluss von Dubai bekräftigt hat, erklärt Georg Ehring.
Keine Ergebnisse bei Minderung der CO2-Emissionen
In Dubai ist der Übergang weg von fossilen Energien beschlossen worden. Dieser Beschluss sollte auf der COP29 in Baku weiterentwickelt werden. Stattdessen haben diese Staaten versucht, dieses Ziel so stark abzuschwächen, dass es für Industrieländer, die mehr Klimaschutz wollten, "schlicht nicht mehr akzeptabel war". Dabei ist "dieses Jahrzehnt das entscheidende im Klimaschutz", so Georg Ehring.
"Bis zum Ende des Jahrzehnts müssen die Emissionen auf die Hälfte runter. Bisher sind sie immer nur gestiegen. Wenn eine Weltklimakonferenz dazu schweigt, dann hat sie ihren Zweck nicht erfüllt."
Jede Klimakonferenz muss einen Beschluss zu Verringerung oder Minderung der Emissionen fassen. Das ist ihre Aufgabe, stellt Georg Ehring klar. Dass die COP29 dieses Ziel nicht erfüllt hat, lässt das 1,5-Grad-Ziel, das in Paris beschlossen wurde, in fast unerreichbare Ferne rücken. Denn es wurden in Baku keine konkreten Maßnahmen verabschiedet, wie der Übergang von Öl, Kohle und Gas hin zu erneuerbaren Energien erfolgen soll.
Trotzdem: Ohne COPs wäre alles schlimmer
Trotz der großen Enttäuschung hält es Georg Ehring für sehr wichtig, dass die Klimakonferenzen weiter abgehalten werden. Gerade, weil dort die besonders vom Klimawandel betroffenen Staaten mit reichen Industrie- oder Ölstaaten zusammentreffen. Weil sie sich dort Gehör verschaffen und der Globale Norden – zumindest in einer gewissen Weise – in die Pflicht genommen werde.
Ohne die Weltklimakonferenzen wären wir im Bereich Klimaschutz und erneuerbare Energien noch nicht so weit gekommen, meint er. Ergänzend zu den Weltklimakonferenzen könne es hilfreich sein, wenn in anderen Formaten nur die Ölstaaten, nur die großen Verursacherstaaten, nur die Länder des Globalen Südens oder nur die willigen Staaten zusammenkommen.
COP: "Ein Markt für Lösungen" für die Folgen des Klimawandels
Um die Weltklimakonferenz effektiver zu gestalten, schlägt Georg Ehring eine Beschlussfassung mit einer qualifizierten Mehrheit vor. "Dann kann ein einzelnes Land wie Saudi-Arabien nicht mehr blockieren", so der Umweltredakteur. Eine Verringerung der Teilnehmendenzahl hält er dagegen nicht für sinnvoll, denn "diese Klimakonferenzen sind ein Markt für Lösungen geworden, so eine Art Messe". Dort können viele Menschen aus verschiedenen Ländern, Forschungsinstituten und Firmen Lösungen für die Folgen des Klimawandels suchen. "Und das ist sehr sinnvoll", sagt er.
"Es braucht vor allem weniger fossile Lobbyisten, die da mitmischen."
Auch Naju-Botschafter Luca hält es für sinnvoll, die Weltklimakonferenzen weiterhin abzuhalten – auch wenn die Ergebnisse weit hinter den Forderungen zurückbleiben. Trotzdem würden kleine positive Schritte in die richtige Richtung gehen, sagt er. Er hält eine Veränderung des Konferenzformats mit weniger Teilnehmenden für sinnvoll. Und er wünscht sich "weniger fossile Lobbyisten", die die Ergebnisse in ihrem Sinne beeinflussen.
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