Nach der Katastrophe von Fukushima vor vier Jahren verordnete sich Japan eine Atomkraft-Abstinenz und schaltete schrittweise alle Reaktoren ab. Jetzt wird der erste wieder hochgefahren - gegen den Widerstand der Bevölkerung.
Gegen 3 Uhr deutscher Zeit wurde der erste Block des japanischen Atomkraftwerks Sendai wieder hochgefahren. Ende dieser Woche soll er wieder Strom ins Netz einspeisen. Stillgelegte Atomkraftwerke wieder in Betrieb zu nehmen ist nicht ohne, sagt ARD-Energieexperte Jürgen Döschner - vor allem nicht nach so langer Zeit.
Zurück zur Atomkraft
Bis zu vier Jahre waren einige AKW in Japan vom Netz, nach der Katastrophe von Fukushima hatte die Regierung Schritt für Schritt alle Reaktoren abgeschaltet - rund 50 an der Zahl. In vergleichbaren Fällen, in denen stillgelegte Atommeiler wieder hochgefahren wurden, seien in der Folgezeit Probleme aufgetreten, berichtet Jürgen Döschner.
"Das ist ein Experiment, das hat es so noch nicht gegeben."
Doch die japanische Regierung will zurück zur Atomkraft - auch wenn die Energieversorgung in den letzten Jahren auch ohne die stillgelegten AKW gut funktioniert hat. "Während der abgeschalteten Zeit hat man mehr als 20 Prozent des Stromverbrauchs eingespart", erklärt Jürgen Döschner, "und mehr Gas und mehr Kohle importiert." Ansätze für einen Ausbau erneuerbare Energien seien zwar erkennbar, aber noch sehr rudimentär - obwohl die Voraussetzungen für eine intensivere Nutzung von Windkraft, Solarenergie oder Geothermie in Japan eigentlich gegeben wären. "Solaranlagen werden in Japan gebaut und exportiert, aber im Land noch nicht ausreichend genutzt", sagt Jürgen Döschner.
Widerstand aus der Bevölkerung
Die Bevölkerung ist alles andere als begeistert von der geplanten Rückkehr zur Atomkraft, auch wenn nur ein Bruchteil der ehemals rund 50 Atomkraftwerke wieder ans Netz gehen soll - jedenfalls vorerst. Viele Gemeinden reagieren mit Klagen gegen die Pläne der Regierung, berichtet Jürgen Döschner.