Emma Watson gewinnt den ersten geschlechtsneutralen Filmpreis. Eine schöne Idee. Den Sexismus im Filmgeschäft beseitigt das aber nicht, sagt Filmkritikerin Beatrice Behn.
Dieses Mal gab es bei den MTV Movie & TV Awards nur einen einzigen Preis in der Kategorie bester Schauspieler - und der ging an Emma Watson. Sie bekam den goldenen Popcornbecher für ihre Rolle als Belle in der Neuverfilmung von "Die Schöne und das Biest".
Geschlechtsneutrale Kategorie
Zum ersten Mal wurden die Kategorien nicht in Männer und Frauen unterteilt - es gab nur einen Preis für den oder eben die Beste.
"Ich finde, das ist grundsätzlich eine gute Idee, weil so ein Handwerk wie zum Beispiel Schauspiel - warum sollte man das überhaupt nach Geschlechtern teilen?"
Film-Kritikerin Beatrice Behn begrüßt die Idee grundsätzlich, sagt aber auch: "Das ist eine sehr idealistische Idee, die nicht so viel mit der Realität des Filmgewerbes zu tun hat."
Frauen sind im Film-Business benachteiligt
Frauen hätten grundsätzlich Probleme, im Film-Business Jobs zu bekommen. Für Schauspielerinnen über 40 gebe es kaum noch Rollen. Gerade in Hollywood wurde die Debatte um Sexismus im Filmgeschäft in den vergangenen Jahren immer wieder geführt.
"Es gibt sogar Studien darüber, wie groß die Diskrepanz ist, und da muss man ansetzen", sagt Beatrice Behn. Systematische Probleme beseitige man nicht mit einem genderneutralen Preis für schauspielerische Leistung, "denn dieser Preis steht ja am Ende der gesamten industriellen Kette."
"Die Realität ist, dass es im Filmgeschäft immer noch extremen Sexismus gibt und Frauen dort ganz eindeutig dezidierte Nachteile haben."
Über genderneutrale Preise spreche man bereits seit einiger Zeit, so die Filmkritikerin. Die Grammys haben ihre Kategorien schon 2011 teils angepasst. Schließlich gibt es ja nicht nur Männer und Frauen, sondern auch Trans-Gender und andere, die in diese Kategorien nicht passen: Asia Kate Dillon etwa oder Laverne Cox sind Beispiele aus dem schauspielerischen Bereich. "Die sind hier jetzt natürlich fantastisch aufgehoben."
Die Leistung zählt
Emma Watson jedenfalls zeigte sich bei der Preisverleihung sehr stolz, einen Filmpreis zu bekommen, der nicht nach Geschlecht trenne. Sie engagiert sich für die Gleichberechtigung von Männern und Frauen - unter anderem mit ihrer #heforshe-Kampagne als Sonderbotschafterin der Vereinten Nationen.
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