Er soll schlechte Drinks verbessern und Wasser nach Gin Tonic schmecken lassen – der Vocktail. Mit Duft, Lichteffekten und winzigen Stromschlägen.
Der Vocktail sieht aus wie ein klassisches Martiniglas - allerdings mit einem weißen Kasten am Stil. Das Wort ist zusammengesetzt aus virtual und Cocktail. Das Glas ist mit LEDs beleuchtet und aus dem Kästchen kommen Aromen, die herkömmliches Leitungswasser in einen Drink verwandeln sollen – jedenfalls geschmacklich. Alkohol kann der Vocktail dem Wasser nämlich nicht hinzufügen.
Der Computerwissenschaftler Nimesha Ranasinghe und sein Team haben den Vocktail im Oktober 2017 bei einer Konferenz in Kalifornien vorgestellt. Nimesha Ranasinghe hat seinen PhD-Abschluss an der National University of Singapore gemacht und lehrt heute an der University of Maine. Sein Forschungsgebiet sind Geschmacksgadgets. So arbeitet er auch an einem Gerät, das er den Digital Lollipop nennt.
Ein Gerät für alle Sinne
Auch der Vocktail spricht also die Sinne an: das Sehen, den Geschmack und den Geruch. Am Glas sind Duftkartuschen verbaut und drei kleine Luftpumpen. Beim Trinken werden zusätzlich noch duftende Aromen Richtung Nase abgegeben, die den Geschmack des Getränks abrunden sollen.
Die LED-Beleuchtung täuscht die Farbe des Getränks vor: das satte Rot-Organe eines Campari-Orange zum Beispiel. Der Vocktail macht sich dabei zu Nutze, dass verschiedene Sinneseindrücke sich gegenseitig beeinflussen und verstärken können. Das nennt man Synästesie.
Hinzu kommen assoziative Verknüpfungen von Farbe und Geschmack: Rot kann mit Bitterkeit, Grün mit Salzigkeit und Blau mit Säure assoziiert werden. Der Vocktail soll aber auch bestimmte Geschmacksnoten gezielt mittels Elektroden hervorrufen können und zum Beispiel Wasser wie einen Gin Tonic schmecken lassen.
Stromschläge mit Geschmack
Dafür hat Nimesha Ranasinghe zwei Elektrodenstreifen am Glasrand angebracht. Sie senden Impulse, sobald die Zunge mit dem Glas in Kontakt tritt. Bei 180 Mikroampere empfinden Menschen einen sauren Geschmack, bei 80 Mikroampere einen bitteren, auch ein salziger Geschmack kann mit den Elektroden erzeugt werden.
Ohne Berührung der Zunge schmeckt der gefälschte Gin Tonic allerdings wieder wie Wasser. Die Geschmackseinstellung am Vocktail lassen sich mit einer App für Mobilgeräte steuern – zumindest theoretisch. Denn kaufen kann man den Vocktail bis jetzt noch nicht.
Das folgende Video zeigt, was die Entwickler sich von dem Vocktail versprechen:
Mehr zu Geschmack und Geruch bei Deutschlandfunk Nova:
- Der sechste Sinn: Schmeckt stärkehaltig | Forscher haben jetzt - neben süß, sauer, salzig, bitter und umami - noch einen weiteren Geschmackssinn entdeckt: stärkehaltig
- Geruchssinn: Gestank macht krank | Geruch ist etwas Subjektives - was dem einen stinkt, riecht für den anderen super. Dauerhaft als Gestank empfundene Gerüche können aber krank machen.
- Geschmack: Bärendreck oder schwarze Verführung | Lakritz soll kurzzeitig impotent machen und in kleinen Dosen Igelblut enthalten. Oder, je nach Version, auch Ochsenblut. Alles Quatsch, sagt unser Lakritz-Experte.