Ein dringender Kinderwunsch ist da, aber eine Erkrankung wie Endometriose gefährdet den Prozess. Dann kann das Einfrieren von Eizellen ein Ausweg sein. Auch die Schauspielerin Florence Pugh nutzte diese Chance, um später Kinder bekommen zu können.
Weil alle anderen in ihrer Familie ziemlich "gebärfreudig" sind, wie die Schauspielerin Florence Pugh im Podcast "She md" erzählt, kam ihr nie der Gedanke, dass sie Probleme mit ihrem Kinderwunsch bekommen könnte.
Vorerkrankungen können Schwangerschaft erschweren
Allerdings leidet die britische Schauspielerin am polyzystischen Ovarialsyndrom, einer gestörten Funktion der Eierstöcke. Und sie ist auch an Endometriose erkrankt, gutartige Wucherungen außerhalb der Gebärmutter. Sie können zu starken Unterleibsschmerzen führen und eine Schwangerschaft deutlich erschweren oder sie unmöglich machen.
Zudem will die 27-jährige Florence Pugh noch rund fünf Jahre warten, bis sie Kinder bekommen möchte. Durch ihre Vorerkrankungen entschied sich die Schauspielerin dafür, Eizellen einfrieren zu lassen, um diese zu einem späteren Zeitpunkt nutzen zu können.
"My family are babymaking machines. It just never seemed, that I was gonna be in any way different. And then I learned completely different information age 27 that I need to get my eggs out."
Auch bei Frauen, die an Krebs erkrankt sind, und sich einer Krebstherapie unterziehen wollen, kann es ratsam sein, Eizellen zuvor zu entnehmen. Denn Chemotherapien können über die Krebszellen hinaus auch andere Zellen zerstören, unter anderem das Eierstockgewebe.
"Wenn eine Frau beispielsweise schon früh Brustkrebs bekommt, dann wird das in der Regel gerne gemacht."
Dann gibt es auch noch das sogenannte "Social Freezing", erklärt unsere Reporterin Julia Demann. Frauen, die erst zu einem späteren Zeitpunkt Mutter werden wollen, lassen mitunter auch ihre Eizellen einfrieren.
Denn ab Ende 20 Jahren nimmt die Eierstockreserve ab und auch die Qualität der Eizellen, weiß die Reproduktionsmedizinerin- und Forscherin Frauke von Versen-Höynck von der Medizinischen Hochschule Hannover.
Sie ergänzt, dass es individuell sehr verschieden sein kann und auch die genetische Veranlagung eine Rolle dabei spielen kann.
"Wir wissen, zwischen 25 und 30 ist eigentlich das optimale Alter – ab Ende 20, Anfang 30 nimmt die Eierstockreserve ab, aber auch die Qualität der Eizellen."
Wie gut oder schlecht es um die Eierstockreserve steht, lässt sich messen: Mit dem sogenannten Anti-Müller-Hormon (AMH) kann man einen Wert erhalten, der – sehr vereinfacht gesagt – Auskunft darüber gibt, wie viele Eizellen eine Frau noch hat.
"Das hat auch Florence Pugh machen lassen. Aber was man nicht messen kann, ist die Qualität der Eizellen. Und die nimmt auch mit dem Alter ab."
Der Eingriff bei einer Entnahme von Eizellen ist ziemlich aufwendig, erklärt unsere Deutschlandfunk-Nova-Reporterin. Als erstes müssen die Eierstöcke mit Hormonpräparaten dazu angeregt werden, besonders viele Eizellen reifen zu lassen. Dann werden etwa so viele Eizellen entnommen, wie das Alter der Frau ist.
In den meisten Fällen muss man das zweimal machen lassen, das geht aus dem Deutschen IVF-Register hervor, sagt Julia Demann. IVF steht für In-vitro-Fertilisation und ist eine Methode der künstlichen Befruchtung. Das Register umfasst Daten von über 100 Kinderwunschzentren in ganz Deutschland.
Wie teuer die gesamte Prozedur ist, hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab. Wenn man das Beispiel von Florence Pugh durchspielt und mit den durchschnittlichen Zahlen aus Deutschland ausrechnet: Dann ist man mit zwei Entnahmezyklen, fünf Jahren Lagerung der Eizellen und einer Künstlichen Befruchtung bei Kosten von rund 12.000 Euro. Die Krankenkassen zahlen auch nur dann, wenn die Behandlung medizinisch notwendig ist.
Welche Risiken gibt es?
Mittlerweile gilt die Behandlung als relativ sicher. Risiken der Eizell-Entnahme können kleine Verletzungen sein und Schmerzen, weil die Eierstöcke auf Hochtouren arbeiten und dabei sehr groß werden können – deutlich größer als normal.
In solch einem Fall können die Eierstöcke auf die Organe drücken und das kann wehtun. Ganz selten gibt es das Risiko eines Überstimulationssyndroms. Da sammelt sich Wasser im Bauchraum und das Thrombose-Risiko steigt. Dann müssen Frauen dringend medizinisch behandelt werden.
Wie wahrscheinlich eine Schwangerschaft nach der Behandlung ist
Wie hoch die Chance einer Schwangerschaft ist, hängt vor allem vom Alter der Eizellen ab: Sind die im Alter von 25-30 entnommen worden, liegen die Chancen für eine Schwangerschaft bei circa 40 Prozent in Deutschland.
Bei einer Frau jenseits der 45 liegen die Chancen bei unter zehn Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, dass aus einer künstlich ausgelösten Schwangerschaft am Ende ein Kind entsteht, liegen bei rund 30 Prozent bei den Jüngeren. Ab einem Alter von 45 Jahren plus nur noch bei fünf Prozent.