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Einsamkeit kann sich bedrohlich anfühlen und uns krank machen. Anders als oft angenommen, betrifft Einsamkeit auch junge Menschen und solche, die viele Menschen um sich haben. Was Einsamkeit ist, welche Folgen sie haben kann und was wir dagegen tun können, erklären die Soziologin Marie-Kristin Döbler und der Psychiater und Psychotherapeut Martin Schäfer in ihren Vorträgen.

"Einsamkeit ist nicht das Gleiche wie Alleinsein", stellt die Soziologin Marie-Kristin Döbler zu Beginn ihres Vortrags klar. Und: Einsamkeit hat viele Erscheinungsformen, betont sie. So können sich auch Menschen, die viel mit anderen zusammen sind, einsam fühlen.

"Einsamkeit als ein Phänomen des Alters abzustempeln, halte ich für ein großes Risiko."
Marie-Kristin Döbler, Soziologin

Ganz wichtig ist ihr auch, das Einsamkeit kein Phänomen des Alters ist, auch junge Menschen sind häufig betroffen. Das ist wichtig, weil Einsamkeit, wenn sie chronisch ist, gesundheitliche Folgen haben kann – egal, ob für jung oder alt.

"Das Gehirn altert schneller, wenn wir einsam sind."
Martin Schäfer, Psychiater und Psychotherapeut

Das bestätigt auch der Psychiater und Psychotherapeut Martin Schäfer. In seinem Vortrag vertieft er den Aspekt von Einsamkeit als Gesundheitsrisiko und erklärt faktenreich, welche körperlichen und psychischen Erkrankungen durch chronische Einsamkeit verursacht oder befördert werden können, und warum das so ist.

"Es geht darum, dass wir wissen, dass wir alle Mitglieder dieser Gesellschaft sind. Und dass wir diese Gesellschaft mitgestalten."
Marie-Kristin Döbler, Soziologin

Beide Vortragende bleiben nicht bei der bloßen Problembeschreibung stehen: Marie-Kristin Döbler blickt aus soziologischer Perspektive auf die Ursachen von Einsamkeit und macht so viele Punkte aus, die verändert werden können, um Einsamkeit vorzubeugen. Mehr öffentliche Begegnungsstätten schaffen etwa. Aber auch im Kleinen: Zum Beispiel die Person gegenüber im Bus einfach mal ansehen und anlächeln.

Sozialleben hält gesund

Martin Schäfer betont die große Bedeutung von Freundschaften und einem Sozialleben für die körperliche und geistige Gesundheit und die Lebensdauer. Und er erklärt, wie die Ursachen von Einsamkeit auch psychotherapeutisch bearbeitet werden können.

"Menschen mit einem funktionierenden Freundeskreis und sozialen Systemen haben ein bis zu 50 Prozent reduziertes Sterberisiko."
Martin Schäfer, Psychiater und Psychotherapeut

Marie-Kristin Döbler ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie an der Universität Nürnberg-Erlangen und am Institut für Soziologie der Uni Tübingen. Ihr Vortrag trägt den Titel "Einsamkeit als soziale Herausforderung".

Martin Schäfer ist Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Suchtmedizin der Evangelischen Kliniken Essen-Mitte. Sein Beitrag heißt „Einsamkeit als psychologische Herausforderung“.

Gehalten wurden beide Vorträge im Rahmen der Tagung "You'll never walk alone – really? Einsamkeit als Herausforderung der Gesellschaft", die gemeinsam vom Diakonischen Werk des Kirchenkreises Essen und der Evangelischen Akademie im Rheinland am 25. Oktober 2023 veranstaltet wurde.

Hier findest du Hilfe

Bestimmte Dinge beschäftigen dich im Moment sehr? Du hast das Gefühl, in einer Situation zu stecken, die du nicht alleine klären kannst? Du weißt nicht mehr, wie es weitergehen soll? Hier findest du einige Beratungs- und Seelsorge-Angebote.

Shownotes
Gesundheit
Wie Einsamkeit Körper und Seele schadet
vom 28. Dezember 2023
Moderation: 
Katrin Ohlendorf
Vortragende: 
Marie-Kristin Döbler, Unis Nürnberg-Erlangen und Tübingen
Vortragender: 
Martin Schäfer, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Suchtmedizin der Evangelischen Kliniken Essen-Mitte
  • Start des Vortrags von Marie-Kristin Döbler
  • Beginn des Vortrags von Martin Schäfer