Fernbeziehungen über Landesgrenzen hinweg können kompliziert sein. Die Corona-Pandemie macht das nicht leichter: Romy und Mia zum Beispiel möchten sich endlich wieder umarmen, dürfen aber nicht. Weil Mia in einem Nicht-EU-Land lebt, kann er nicht nach Deutschland einreisen.
Über ein Jahr haben sich Romy und ihr Freund Mia nicht mehr gesehen. Wegen der Corona-Pandemie war das nicht möglich. Die beiden haben eine Fernbeziehung: Romy lebt in Deutschland und Mia in Sri Lanka.
Ende des Jahres möchten sie heiraten. Dafür wird Romy nach Sri Lanka reisen, denn Mia darf wegen der Corona-Pandemie nicht nach Deutschland einreisen. Lange haben sie gehofft, mit einer Impfung könnte Mia zum ersten Mal Romys Heimat besuchen, aber daraus wird nichts.
Einreise nur mit in der EU zugelassenen Impfstoffen
Denn: Mia ist mit dem chinesischen Impfstoff Sinopharm geimpft. Die Einreise für Menschen aus sogenannten Drittstaaten nach Deutschland ist aber nur möglich, wenn sie mit einem Vakzin geimpft sind, das in der EU zugelassen ist: also Astra-Zeneca, Biontech, Moderna oder Johnson & Johnson.
"All diese Menschen, die darauf gewartet haben, dass es wieder möglich wird, sich in Deutschland zu sehen, können jetzt nicht einreisen, weil sie nicht den richtigen Impfstoff haben."
Ein Visum würde Mia wahrscheinlich bekommen, weil es unabhängig vom Impfstatus ausgestellt wird. Er könnte damit aber nicht nach Deutschland einreisen. Diese Regelung hat das Verwaltungsgericht in Berlin nach einer Klage von einer Iranerin in einem ähnlich Fall kürzlich erst bestätigt.
Regelung für Menschen aus Nicht-EU-Ländern
In der aktuellen Phase der Corona-Pandemie ist die Einreise aus einem Nicht-EU-Land aber nicht grundsätzlich verboten. Für die Menschen aus 13 Ländern ist das möglich. Darunter sind Kanada, Australien, Singapur, Neuseeland, die Ukraine und Saudi-Arabien. China soll bald folgen.
In bestimmten Fällen dürfen auch Menschen aus anderen Drittstaaten nach Deutschland einreisen, wenn sie eine wichtige Funktion haben – wie zum Beispiel Ärztinnen. Menschen, für die die Reise zwingend notwendig ist oder wenn sie in ihrem Heimatland politisch verfolgt werden und in Deutschland Schutz suchen. Diese Ausnahmefälle sind unabhängig vom Impfstatus.
Für Mia ändert das wenig. Sein Fall fällt aus dem Raster. Der chinesische Impfstoff ist nicht in der EU zugelassen. Sri Lanka steht weder auf der Liste der 13 Drittstaaten, noch fällt seine Reise unter die definierten Ausnahmen.
Warten auf andere Impfstoffe
Mia kennt auch andere Menschen in Sri Lanka, denen es ähnlich geht, sagt er. Manche von ihnen hätten vor der Corona-Pandemie sogar in Deutschland gearbeitet und würden gerne wieder zurückkommen, dürften aber nicht einreisen.
"Viele von ihnen lassen sich deshalb jetzt nicht mit dem chinesischen Impfstoff impfen", erklärt Mia. Sie würden stattdessen auf einen Impfstoff warten, der auch in der EU zugelassen ist. Für Mia war das aber keine Alternative, er wollte sich so schnell wie möglich impfen lassen.
"Es gibt viele Leute, die zum Beispiel zum Arbeiten in die EU reisen wollen. Viele von ihnen lassen sich deshalb jetzt nicht mit dem chinesischen Impfstoff impfen. Sie warten auf einen besseren Impfstoff, mit dem sie nach Europa kommen können."
Romy kann die deutsche Regelung nicht nachvollziehen. Nach ihrer Hochzeit in Sri Lanka wird Mia aber als ihr Ehemann nach Deutschland einreisen dürfen. Dann kann sie ihm endlich ihre Heimat zeigen.
Mehr über die Geschichte von Romy und Mia erfahrt ihr in der "Einhundert – Storys mit Alice Hasters" am 22. Oktober 2021.