2022 mussten 50 Unverpacktläden in Deutschland schließen. Vor allem der Planungsbedarf schreckt Menschen vor dem Einkauf im Unverpacktladen ab. Eigentlich findet das Konzept jedoch große Zustimmung in der Bevölkerung.
Laut einer Studie finden 90 Prozent der Befragten das Konzept von Unverpacktläden super. Trotzdem fehlt es den Geschäften an Kund*innen. 50 von 337 Unverpacktläden in Deutschland mussten demnach im vergangenen Jahr schließen. Aber warum kaufen so wenig Menschen im Unverpacktladen ein? Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Krissy Mockenhaupt hat nach Gründen gesucht.
1. Komfort und Planung
Wie der Name bereits ankündigt: In Unverpacktläden kaufen wir die Waren lose. Heißt, wir bringen uns Netze, Tüten, Taschen, Boxen oder Gläser mit, um die Einkäufe darin nach Hause zu transportieren. Die Idee ist, dass wir so weniger Müll produzieren. Gleichzeitig hat das einen Preis, den viele als Hürde sehen: Denn bevor es zum Einkauf geht, muss ganz genau geplant werden, wie viel und was wir kaufen wollen.
"Ich müsste quasi meine Einkäufe im Voraus detailliert planen – und das passiert gar nicht in meinem Alltag."
Durch unseren schnellen Alltag ist es eben komfortabler, sich nicht im Voraus Gedanken machen zu müssen über den Einkauf. Was viele Menschen nicht wissen: In Unverpacktläden gibt es kostenfreie Weckgläser oder Boxen für genau diesen Fall.
2. Preis und Qualität
Ein weiteres Kriterium, warum viele in den Discounter und nicht in den Unverpacktladen gehen, ist der höhere Preis der Lebensmittel. Die Produkte sind meist teurer. Das habe aber seinen Grund, erklärt Chrissi Holzmann, Sprecherin des Unverpacktverband, weil sie oft auch eine andere Qualität haben. Es handele sich häufig um regionale Bioprodukte. Alles, was angeboten wird, ist außerdem verbunden mit Ressourceneinsparungen beispielsweise durch kurze Transportwege.
"Es ist nicht nur das Unverpackte, es ist ein ganzheitlich gutes Produkt."
Die Herstellung erfolge häufig in kleinen Manufakturen. Dort wird auf faire Arbeitsbedingungen und Löhne geachtet.
Hoffnung auf Trendwende
Häufig werden Unverpacktläden mit Bioläden verglichen. Auch das Einkaufen in Bio-Märkten können und wollen sich bisher nicht viele Menschen leisten. Trotzdem gab es auch bei den Bio-Produkten einen Trend, der dafür gesorgt hat, dass es Bio-Qualität jetzt auch günstig zu kaufen gibt.
3. Sortiment und Anzahl
Es gibt aktuell rund 270 Unverpacktläden in Deutschland. Das bedeutet, im Vergleich zu allen anderen Supermärkten sind es deutlich weniger. Nicht jede und jeder hat also einen Unverpacktladen in der Nähe.
2346 Biomärkte gibt es beispielsweise hingegen in Deutschland. Diese stehen durch ihr Angebot in direkter Konkurrenz zu den Unverpacktläden. Und an Bio-Supermärkten oder den herkömmlichen Supermärkten kommt der Einkaufende deutlich häufiger vorbei und muss oft nicht so weite Wege dahin zurücklegen.
"Man möchte so dieses One-Stop-Shopping erledigen oder eben online einkaufen."
Neben der Anzahl der Läden ist auch die Anzahl der Produkte im Verhältnis zu anderen Supermärkten eingeschränkt. Ein Einkauf, der nur im Unverpacktladen alle Produkte umfasst, die benötigt werden, ist daher sehr selten. Aber nach solchen One-Stop-Shoppingtouren oder auch Online-Shopping verlangen die Kunden heutzutage immer mehr, weil sie dadurch Zeit einsparen können, erklärt Chrissi Holzmann, die Sprecherin des Unverpacktverbandes.
Insgesamt sei das Schließen von Unverpacktläden kein Einzelfall und auch nicht auf diese Branche beschränkt, sondern die Krise sei derzeit überall zu spüren. Der Einzelhandelsverband rechnet damit, dass in Deutschland 2023 rund 9.000 Läden schließen werden.