Stefanie Giesselbach hat 366 Tage in einem US-amerikanischen Frauenknast gesessen. Ihr Vergehen: Sie hat die USA beim Import von Honig um Zölle geprellt. In Eine Stunde Talk erzählt von der Zeit im US-Knast.
Stefanie hat alles abgeben müssen, was ihr gehörte. Handtasche, Handy, sogar das Haargummi. Dafür hat sie eine Gefängnis-Kluft erhalten, T-Shirt, Hose, plus eine dünne Bettdecke sowie ein kleines Stück Papier - darauf stand ihre Zellennummer: 128 U. Das "U" steht für "upper bed" - Stefanie hat im Hochbett also erst mal oben schlafen müssen. Die begehrten Betten sind die unteren.
"Der Zusammenhalt im Gefängnis hat mich positiv überrascht."
Stefanie war in der Secure Female Facility Hazelton, West Virginia. Ganz offiziell ist Stefanie eine Wirtschaftskriminelle. Sie ist 2006 für ihre Hamburger Firma, die Alfred L. Wollff GmbH, in die USA gegangen, um sich dort um Vertrieb und Einkauf zu kümmern. Die Firma macht in Honig. Und hier lag das Problem.
"Ich kann über Amerikaner nicht wirklich schlechtes sagen."
Stefanie wurde vorgeworfen, die USA um Zölle geprellt zu haben. Indem sie zum Beispiel Honig aus China unter falschem Etikett in die USA eingeführt hat, um die hohen Strafzölle zu umgehen, die auf chinesischem Honig liegen. "Mir war klar, dass es nicht sauber ist," sagt Stefanie. Aber damals hätten das alle so gemacht, sich sogar damit gebrüstet. Als das System aufflog, waren Stefanie und ein Kollege greifbar - und damit verantwortlich.
Am 23. Mai 2008 wird Stefanie am Flughafen in Chicago festgenommen. Da war sie gerade auf dem Weg nach Hause. Sie hatte vorher allen Geschäftskontakten von ihrer Abreise berichtet und sogar einen Kollegen eingearbeitet. "Ich war nicht auf der Flucht", sagt sie. Auch wenn ihr das später im Prozess so ausgelegt wurde. Was dann folgte, waren fünfeinhalb Jahre US-Justizsystem: Untersuchungshaft, Fußfessel, Zusammenarbeit mit den amerikanischen Behörden, Warten auf den Prozess, schließlich das Urteil und die Haft. Bis zum Haftantritt vergingen mehr als vier Jahre.
Ihre Freunde haben zu Stefanie gehalten - die ganze Zeit. Kurt hat sogar seine Wohnung in Chicago für Stefanies Kaution bereitgestellt. Im Frauengefängnis in Hazelton hat sie dann alle möglichen Täterinnen getroffen: schwarze Witwen inklusive. "Die saßen alle da!", sagt Stefanie. Ihre Erlebnisse hat Stefanie nun in einem Buch aufgeschrieben. Der Titel: "Meine abgeschminkten Jahre".
In Eine Stunde Talk erzählt Stefanie, wie sie die Zeit erlebt hat, warum sie gerne Knastdokus guckt (oder Orange is the new black) und wie sie sich im Knast ihren Spitznamen verdient hat: The Germinator.
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