Deborah Feldman ist aus ihrer jüdischen Gemeinschaft in den USA geflohen. Über das Leben dort hat sie ein Buch geschrieben. Heute lebt sie in Deutschland. Ausgerechnet.
"Wir haben ein eigenes Ghetto in New York."
Deborah war ein Satmarer Mädel: gehorsam, gedemütigt und ausgeschlossen aus der säkularen Welt. Die Satmar sind eine chassidische Glaubensgemeinschaft in Williamsburg, einem Teil von Brooklyn. Sie leben sehr traditionsbewusst, teilweise deutlich strenger als ihre Vorfahren. Sie sprechen ausschließlich Jiddisch, verstehen den Holocaust als Strafe für die Aufklärung, lehnen den Staat Israel ab und kümmern sich vor allem um den Nachwuchs. Ehen werden früh arrangiert, Familien haben häufig viele Kinder. Das Ziel: Die Gemeinschaft soll stark anwachsen.
"Meine Gemeinschaft hasst Israel."
Für junge Frauen wie Deborah bedeutet das: keine Freiheiten, kein Ich, dafür Kinder kriegen. Als Vorbild gilt Sarah, die als Frau von Abraham deshalb großartig war, weil sie die ganze Zeit im Zelt geblieben ist. Auch Deborah wurde klein gehalten, mit 17 zwangsverlobt und dann -verheiratet. Wer mit 19 noch ledig ist, gilt als unfrische Ware. Deborah schildert in ihrem Buch "Unorthodox", wie sie unter anderem erst kurz vor der Hochzeitsnacht Aufklärungsunterricht bekommt, der aber nicht den gewünschten Erfolg hat.
"Mein Wert lag darin, dass ich unsichtbar war."
Deborah ist bei ihren Großeltern aufgewachsen. Ihre Mutter ist kurz nach ihrer Geburt verschwunden, ihr Vater geisteskrank. Ihre Großmutter wird die stärkste Bezugsperson für Deborah und ihr Vorbild. Von ihr lernt sie, dass es so was wie inneren Frieden geben kann. Doch für Deborah nicht innerhalb dieser Gemeinschaft. Deshalb flieht sie. Erst nach Manhattan und dann schließlich ausgerechnet nach Deutschland. Zu ihrer Familie hat sie den Kontakt komplett abgebrochen.
Heute Abend erzählt Deborah von ihren Panikattacken, von dem Verkauf ihrer Eizellen und von ihren ersten deutschen Zungenküssen.
Wir freuen uns über eure Mails an mail@deutschlandfunknova.de