Pop muss nicht politisch sein. Kann es aber. Welche Kraft politische Songs entwickeln können, hat nicht zuletzt Kendrick Lamar gezeigt. Sein Track "Alright" wurde in den letzten Monaten zur viel zitierten Protesthymne gegen Rassismus und Unterdrückung in den USA.
Bei der Grammy-Verleihung im Februar hat Kendrick Lamar nicht nur abgeräumt, sondern mit seiner Performance in Häftlingsanzug und Handschellen auch eindrucksvoll klar gemacht: Pop kann mehr als unterhalten. Sein Song "Alright" wurde in den letzten Jahren zum Soundtrack der Black-Lives-Matter-Bewegung in den USA. "We gon’ be alright!" - erst am vergangenen Wochenende haben Demonstranten mit diesen Zeilen gegen eine Wahlkampfveranstaltung von Donald Trump in Chicago protestiert. Nachdem Trump-Unterstützer und -Gegner dort aneinander geraten waren, hat der republikanische Präsidentschaftsbewerber die Veranstaltung abgesagt.
Kendrick Lamar ist währenddessen mit seinem neuen Album "Untitled Unmastered" direkt auf Platz 1 der amerikanischen Billboard-Charts eingestiegen - obwohl dieses Album "nur" eine Sammlung älterer, bislang unveröffentlichter Tracks ist. "Ich will Songs schreiben, deren Zähne so scharf sind wie meine Gedanken", hat ANOHNI anlässlich ihrer neuen Single "Drone Bomb Me" gesagt und zeigt darin der US-Regierung und ihren Dronen-Einsätzen die Zähne. Im Song beschreibt ANOHNI den Krieg aus Sicht eines Mädchens, deren Familie von einer Drone getötet wurde. Nicht weniger intensiv: das Video dazu, in dem Naomi Campbell die Hauptrolle spielt.
Im Mai erscheint ANOHNIs Album "Hopelessness". Schon in der ersten Single "4 Degrees", in der es um Klimawandel und Erderwärmung geht, wurde es politisch. Der US-Songwriter Kevin Morby widmet seine neue Single "I Have Been To The Mountain" Eric Garner. Der New Yorker Afroamerikaner ist 2014 in Staten Island im Würgegriff eines Polizisten ums Leben gekommen. Außerdem in Eine Stunde Musik: neue Songs von Drangsal, Peter Bjorn & John und Teleman.