Opfer von sexueller Gewalt müssen oft Überzeugungsarbeit leisten, damit ihnen in Gesellschaft, Justiz oder in Medien geglaubt wird. Und schnell kommt es zu victim blaming - wenn sich das Verhältnis von Opfer und Täter umkehrt. Wie im Fall von Gina-Lisa Lohfink.
Es ist alles auf Video: Als zwei Männer anfangen, Gina-Lisa Lohfink zu penetrieren, sagt sie deutlich "Hör auf". Trotzdem wurde die Vergewaltigung nicht anerkannt, Gina-Lisa Lohfink hat im Gegenteil einen Strafbefehl erhalten und soll wegen Falschbeschuldigung 24.000 Euro Strafe zahlen.
Das bringt die Soziologin Nadia Shehadeh zu der Frage: "Was ist das 'Nein‘ einer Frau wert?“. So beginnt Nadias Blogeitrag aus Mädchenmannschaft.net zum Fall Gina-Lisa Lohfink.
Sexualstrafrechtsreförmchen und zu lasche Strafen
Im März hat Justizminister Heiko Maas einen Entwurf zur Reform des Sexualstrafrechts im März vorgelegt. Doch der geht nicht weit genug - sagt nicht nur die Opposition, sondern auch Politikerinnen aus den eigenen Reihen. "Unser bisheriger Vergewaltigungsparagraf setzt voraus, dass Frauen sich körperlich wehren müssen, dass die Täter Widerstand überwinden müssen", sagt die SPD-Bundestagsabgeordnete Eva Högl. "Das wollen wir überwinden.
"Wir sagen, auch wenn die Frau den Täter mit nach Hause nimmt, gilt: Wenn sie nicht möchte, dann möchte sie nicht. Das Opfer muss sich nicht körperlich wehren."
Auch in den USA wird über Recht und Gesetz und Vergewaltigung diskutiert. Der Brief eines Vergewaltigungsopfers des Studenten Brock Turner hat in den USA Millionen Menschen bewegt. Das Portal Buzzfeed hat ihn in voller Länge veröffentlicht und bis jetzt haben hin allein dort weit mehr als zehn Millionen User angesehen, es gibt viele solidarische und mitfühlende Kommentare. Selbst Vizepräsident Joe Biden hat darauf reagiert.
Viele sehen es als ein Beleg für eine Rape Culture, eine Vergewaltigungskultur in den USA. Rape Culture ist ein Gesellschaftsmodell vor allem aus der feministischen Theorie, das besagt, dass die Vereinnahmung, sogar die Vergewaltigung vor allem von Frauen durch frauenverachtende gesellschaftliche Strukturen begünstigt werden können.
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