Der Leichnam des jungen Werner von Oberwesel, der 1287 in Bacharach angespült wurde, löste eines der ersten Pogrome im Mittelrheingebiet aus.
Im April 1287 wurde der Leichnam des jungen Werner aus Oberwesel bei Bacharach ans Rheinufer gespült. Obwohl niemand die Umstände seines Todes klären konnte, waren die vermeintlichen "Schuldigen" schnell gefunden: die Juden. Sie hätten angeblich an Werner einen Ritualmord begangen - so wie sie es immer schon getan hätten. Die Bevölkerung inszenierte ein Pogrom, dem viele der in Bacharach und Umgebung wohnenden Juden zum Opfer fielen.
Volksheiliger Werner
An der Stelle am Rhein, an der der Leichnam angeschwemmt worden sein soll, wurde die "Wernerkapelle" errichtet. Sie wurde ab 1289 zum Ziel von Wallfahrten. Werner von Oberwesel wurde zu einem katholischen Volksheiligen, dem die Menschen am Rhein an jedem 19. April gedachten. 1963 wurde Werner aus dem Heiligenverzeichnis gestrichen.
Die Stadt Bacharach und die Kirche sahen in den Wallfahrten eine lukrative Einnahmequelle, während gleichzeitig aufhetzende Legenden um einen angeblichen Hostienfrevel die antijüdische Stimmung an Mosel und Rhein weiter aufheizte.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Christoph Cluse vom Arye Maimon-Institut für Geschichte der Juden erläutert die soziale und politische Lage der Juden am Niederrhein im Mittelalter.
- Kira Preen hat sich wissenschaftlich mit den antisemitischen Stereotypen und rassistischen Vorurteilen beschäftigt, die sich zum Teil bis heute erhalten haben.
- Der Politologe Lars Rensmann schildert die Situation von Juden im heutigen Deutschland.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld über das 4. Laterankonzil, bei dem 1215 unter anderem festgelegt wurde, dass Juden eine besondere Kleidung tragen müssen, damit sich christliche und jüdische Männer und Frauen "nicht irrtümlich mit miteinander einlassen".