Vor 125 Jahren öffnete die Insel Ellis Island. Jede Person, die bis 1956 in die USA einwandern wollte, ist hier gelandet. Die Kriterien waren streng. Aber immerhin: Die USA haben Einwanderung geregelt zugelassen.
1892 öffnete Ellis Island die Tore für Millionen Einwanderer aus aller Herren Länder. Die kleine Insel im Hudson River in Sichtweite des Hafens von New York war früher eine berüchtigte Hinrichtungsstätte für Piraten: die "Galgeninsel". 1770 kaufte sie der Namensgeber Samuel Ellis und funktionierte sie zu einem Ausflugsziel um. Nach seinem Tod erwarb der Staat die Insel und machte daraus zuerst ein Munitionsdepot, bevor Ellis Island zur Anlaufstelle für Einwanderer umgebaut wurde.
Harte Aufnahmekriterien
Es war ein harter Tag, den die Einwanderer bei ihrer Ankunft überstehen mussten:
- strenge medizinische Untersuchungen ließen nur gesunde Einwanderer passieren
- anschließend musste der Besitz von ausreichend Geld nachgewiesen werden
- Sprachkenntnisse und berufliche Qualifikationen wurden überprüft, ehe die neue Heimat betreten werden durfte
Wer bei diesen Kontrollen durchfiel, musste auf Kosten der Reederei die Rückreise antreten. Um das zu verhindern, gab es in allen europäischen Ausreisehäfen amerikanische Kontrollstellen. Sie sollten jene Auswanderer herausfiltern, die in Ellis Island ohnehin scheitern würden.
So groß die Hürden für Einwanderer damals gewesen sind: Die USA haben Einwanderung ermöglicht - genau diese Möglichkeit fehlt heute in Europa noch. Es gibt kein europäisches Migrationsgesetz, das Einreise und Aufenthalt der Einwanderer regeln würde. Nationale Eigeninteressen und die Weigerung staatliche Kompetenzen von den Nationalstaaten auf die EU zu übertragen, stehen einem solchen Gesetz bisher entgegen.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Simone Eick vom Auswanderhaus in Bremerhaven über die Motive der deutschen Auswanderer während des 19. Jahrhunderts
- Den österreichischen UNHCR-Pressechef Roland Schönbauer über die Lage der Flüchtlinge auf den griechischen Inseln
- Den Migrationsforscher Jochen Oltmer, Professor an der Universität Osnabrück, über die Notwendigkeit eines modernen europäischen Einwanderungsgesetzes
- DRadio-Wissen-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld über die deutschen Auswanderungswellen während des 19. Jahrhunderts