Der eine Opa kämpfte für Deutschland, der andere für Frankreich. Auch nach dem eEen Weltkrieg finden die Familienmitglieder keine Ruhe: Sie müssen sich ständig in Deutsche oder Franzosen verwandeln.
Die Wurzeln der heute 55-jährigen Pascale Hugues liegen im Elsass. In ihrer Familie finden sich vier Nationalitäten wieder: Großvater Joseph ist altdeutscher Elsässer, Großmutter Marthe französische Elsässerin. Der andere Opa, Gaston, ist Franzose aus der Provence und die zweite Oma, Mathilde, Deutsche aus der Pfalz. Diese familiäre Konstellation war kein Problem. Bis der Erste Weltkrieg beginnt.
Der Elsässer Joseph wird mit 19 von der kaiserlichen deutschen Armee eingezogen. Er lebt im Elsass zusammen mit Franzosen. Jetzt soll er plötzlich Krieg mit ihnen führen.
"Ich denke mit Sehnsucht an Dich mein liebe Mama. Morgen geht es wieder gegen die Engländer. Die letzten Schlachten werden geschlagen. Es lebe der Frieden. Nieder mit dem Krieg. Joseph."
Während der eine Großvater Joseph nach dem Krieg die Uniform in den Müll schmeißt, um nicht als Deutscher erkannt zu werden, lässt sich der junge französische Leutnant Gaston hoch erhobenen Hauptes feiern. Es ist der andere, der französische Opa von Pascale Hugues, der den Krieg gewonnen hatte.
Nach dem Krieg ist im Elsass nichts mehr so, wie es vorher war. Frankreich führt ein Klassifizierungssystem ein. Die Bewohner des Elsass werden in vier Gruppen eingeteilt, je nach Abstammung:
A) Vollfranzosen
B) Teilfranzosen
C) Ausländer
D) Deutsche
Wer ein "D" bekommt, muss das Elsass verlassen. So eigentlich auch die Deutsche Mathilde. Was sie rettet, ist die Hochzeit mit Joseph, eigentlich Deutscher, doch seit 1920 französischer Staatsbürger.
Das Ehepaar richtet sich als Franzosen ein. Bis 1940 die Deutschen kommen. Und dann wieder die Franzosen.
Pascal Hugues hat über ihre Familiengeschichte ein Buch geschrieben: "Marthe & Mathilde - Eine Familie zwischen Deutschland und Frankreich", erschienen im Rowohlt Verlag, 512 Seiten
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