Andreas Egger tut stets, was notwendig ist, um zu überleben. Und er verlangt nicht mehr. Nur seine Erinnerungen bringen ihn manchmal aus dem Gleichgewicht. Das alles ist aufgeschrieben im Roman "Ein ganzes Leben" - das perfekte Buch für den Moment, in dem du von einem einfachen Leben träumst.
An einem Februarmorgen im Jahr 1933 versucht Andreas Egger das Leben des Ziegenhirten Johannes Kalischka zu retten. Eine seltsame Ahnung hatte ihn den drei Kilometer langen Bergpfad hinaufgetrieben, vom Dorf zur Hütte des Mannes, der von allen nur Hörnerhannes genannt wird.
Andreas findet tatsächlich einen abgemagerten Hirten und schleppt ihn auf einer Holzkraxe ins Tal. Der Weg ist beschwerlich, es schneit und stürmt. Knapp 300 Meter Luftlinie über dem Dorf gerät Andreas ins Rutschen und kommt vom Weg ab. Und dann passiert etwas Eigenartiges: Der sterbende Hörnerhannes springt aus der Kraxe und rennt davon.
"Es gibt eine Sehnsucht nach alten Zeiten und nach diesen Bergen. Man gerät leicht in Gefahr zu romantisieren. Die Berge sind nichts Romantisches."
Liebe fürs Leben, aber nicht für immer
Kurze Zeit später sitzt Andreas im Wirtshaus und lernt die Kellnerin Marie kennen. Er sieht sie an, und sie lächelt. Andreas wird sich sein ganzes Leben lang an diesen seltsamen Tag erinnern - an den laufenden Hörnerhannes und an die lächelnde Frau, die seine große Liebe werden sollte.
Der Roman "Ein ganzes Leben" vom österreichischen Schriftsteller Robert Seethaler hält, was er im Titel verspricht. Es geht um ein Leben. Es geht um Andreas. Er wächst bei seinem Onkel, ein Großbauer, auf. Der Onkel schlägt ihn wegen jeder Kleinigkeit und lässt ihn hart auf dem Hof arbeiten. Ihm hat Andreas sein Hinken zu verdanken. Andreas aber beschwert sich nie. Weder später als Seilbahnarbeiter, noch viel später in russischer Gefangenschaft während des zweiten Weltkriegs.
Andreas ist fleißig und wortkarg. Bis zuletzt. Er stirbt mit 79 Jahren in dem Dorf, in dem er aufwuchs. Bei sich zuhause am Tisch. Allein und zufrieden.