Den eigenen Fehler anderen in die Schuhe schieben, oder hoffen, dass alles verpufft – das sind zwei Möglichkeiten, mit Fehlern im Job umzugehen. Manchmal funktionieren sie, manchmal nicht. Eins ist aber klar: Sympathisch sind sie nicht.
Es ist ein Jahrestag, bei dem vermutlich kein Sektkorken knallen wird. Vor einem Jahr hat der Europäische Gerichtshof Alexander Dobrindt und Andreas Scheuer in die Schranken gewiesen – "Jungs! Das, was ihr da mit der Maut in Deutschland vorhabt, das ist illegal. Das könnt ihr so nicht machen", erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Christian Schmitt.
Fehler eingestehen? Fehlanzeige.
Zu dem Zeitpunkt hatte Verkehrsminister Scheuer aber schon Verträge mit Firmen unterschrieben, die das ganze angehen wollten. Ein teurer Fehler, für den die beiden selber büßen mussten. Die Reaktion von Scheuer fasst Christian Schmitt so zusammen: "Sorry, aber das war nicht meine Schuld." Eigene Fehler seien nicht eingeräumt worden, die Schuld kurzerhand auf die anderen geschoben.
"Die Betreiber haben ihre vertraglichen Leistungen nicht erfüllt. Sie haben vertragliche Meilensteine gerissen. Sie haben nach der Kündigung die Verträge vorsätzlich und treuwidrig verletzt."
Verantwortung? Nein, danke.
Ein Jahr später ist der Verkehrsminister immer noch im Amt. Dank der guten alten Taktik, meint unser Reporter: Die eigenen Fehler von sich weisen. Für Psychologin Tabea Scheel ist das ein sehr typisches Verhalten. Denn der Mensch gibt nur ungern Fehler zu. Das kratzt an unserem Selbstbewusstsein, sagt die Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Uni Flensburg.
"Wenn man das Gefühl hat, man kommt damit durch, dann haben wir die Tendenz, uns rauszumogeln und nicht die Verantwortung zu übernehmen. Die wäre ja auch nicht bequem, die Verantwortung."
In einer unbequemen Situation ist auch gerade Philip Amthor. Er soll Lobbyarbeit betrieben haben und sich dadurch eigene Vorteile verschafft haben. Eigentlich sollte das offenbar unter dem Radar passieren, doch jetzt ist es dank einer Spiegel-Recherche aufgefallen. Eigentlich sollte das eine peinliche und unangenehme Situation sein für Philipp Amthor. Ein "Sorry-das-könnte-vielleicht-doch-eine-doofe-Idee-gewesen-sein" wäre mehr als angebracht, findet Deutschlandfunk-Nova-Reporter Christian Schmitt. Doch Amthor zeigt keine Reue.
"Es ist manchmal schwer nachzuvollziehen, wer am Anfang der ganzen Kette war. Damit ziehen sich die Sachen in die Länge, geraten in Vergessenheit. Der erste Aufschrei und die erste Aufregung sind dann auch nicht mehr so groß."
Richtiges Arbeitsklima schaffen
Die Psychologin Tabea Scheel sagt, das geht deutlich besser: Wenn wir merken, dass wir Mist gebaut haben, dann sollten wir über unsere Fehler reden. Damit sich Mitarbeiter das auch trauen, liegt die Verantwortung auch beim Chef eines Unternehmens. Er muss die richtige Atmosphäre schaffen, in der Fehler zugegeben werden können. Ein offenes Klima, in dem niemand Angst hat, aus Gründen der Ehrlichkeit seinen Job zu verlieren.
"Wir müssen über Fehler reden. Das heißt aber auch: Es muss eine Kultur herrschen wie: Ja, das Handeln war vielleicht falsch, aber nicht die Person ist falsch."
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