Sich selbst zu loben – manchen fällt das leicht und manchen fällt es unendlich schwer. Um im Job weiterzukommen, ist es aber ein absolutes Muss. Für alle, denen es schwerfällt, gilt deshalb: Üben, üben, üben.
Es gibt viele gute Momente, um dem Chef oder der Chefin zu sagen: "Ich bin den Job und das Gehalt wert", sagt die Karriereberaterin Petra Barsch. Und diese Momente sollten wir auch nutzen. Denn laut Petra Barsch belegen viele Studien, dass nur zehn Prozent des beruflichen Erfolges auf Qualifikation und Kompetenz basiert. Die restlichen 90 Prozent sind: Image, Auftreten und das eigene Netzwerk. Dafür müsse man selbst sorgen.
Den richtigen Zeitpunkt gibt es oft
Der erste Moment, in dem man unbedingt erwähnen sollte, welche Stärken man hat und was man schon erreicht hat, ist das Vorstellungsgespräch. Oft kommt hier die Frage: "Warum sollten wir ausgerechnet Sie nehmen?". Ein paar gute Argumente sollte man dann schon parat haben. Wenn man es dann in den Job geschafft hat, wird es bald zur ersten Gehaltsverhandlung kommen – ebenfalls ein sehr guter Moment, um zu erklären, warum man es wert ist.
"Ein guter Zeitpunkt sind Gehaltsverhandlungen. Hier brauche ich jedes Mal drei, vier, fünf Argumente, um meine Erfolge in den Vordergrund zu rücken."
Auch Meetings, in denen über die abgeschlossenen Projekte der letzten Monate gesprochen wird, sind immer ein guter Zeitpunkt zu erwähnen, welchen Anteil man am Erfolg gehabt hat. In vielen Firmen gibt es zudem regelmäßige Feedback-Gespräche. Hier kann man dem Chef ganz gezielt erzählen, wo man gut war, welche Erfolge man vorzuweisen hat und wo man seine persönlichen Stärken ideal einbringen konnte.
Die On-Top-Leistungen herausstellen
Dabei ist es wichtig, nicht die Leistung herauszustellen, die in der Jobausschreibung erwartet und so im Vertrag festgehalten wurde. Es geht immer um die Leistungen, die über das normale Leistungspensum hinaus gegangen sind. Vielleicht hat man sich bei einem Projekt besonders engagiert, hat einen wichtigen Kunden erfolgreich betreut oder Eigeninitiative und Eigenverantwortung übernommen. Alles dies darf man seine Chefs gerne wissen lassen.
Erfolge sachlich zusammenfassen
Sich dann hinzustellen und zu behaupten, man sei die Größte und Beste, ist allerdings der falsche Weg, sagt Petra Barsch. Deutlich besser kommt es bei Chefs an, wenn man sachlich zusammenfasst, welche Aufgaben in der letzten Zeit an einen herangetragen wurden oder was man beispielsweise gesondert noch übernommen hat.
Dabei hilft die Formulierung "Also, wenn ich so das letzte halbe Jahr betrachte, dann habe ich…". In ein, zwei Sätzen kann man dann erzählen, dass man zum Beispiel eine Präsentation gehalten hat, die sehr gut angekommen ist, wichtige Kundinnen betreut hat, die zufrieden waren oder Aufgaben immer rechtzeitig oder sogar frühzeitig abgeschlossen hat.
Üben, üben, üben
Dass das alles nicht so einfach ist, weiß Petra Barsch sehr genau. Auch sie musste lange Zeit üben und sich immer wieder dazu zwingen, mit ihren Leistungen vor ihren Chef zu treten, sagt sie. Deshalb ist es ganz essentiell, solche Gesprächssituationen vorher zu üben.
"Das ist nicht so einfach. Das muss man wirklich zu Hause üben."
Am besten ist es, wenn man sich nach jeder Woche kurz die Zeit nimmt, um zu notieren, welche Erfolge es gab und inwiefern man selbst daran beteiligt war. Wenn man sich dann im Klaren darüber ist, was die persönlichen Stärken sind, dann geht es ans Üben vor dem Spiegel oder mit Freunden oder Familienmitgliedern, sagt Petra Barsch. Das allerwichtigste: Man muss sich dabei selbst glauben und von dem, was man sagt, überzeugt sein, sonst wird es schwer, andere davon überzeugen zu können.
"Ich muss eben sehen, dass ich mir auch glaube. Denn wenn ich das im ersten Schritt nicht kann, kann ich das nur ganz schwer gegenüber Dritten vertreten."
Man muss nicht laut sein
Das Wort "verkaufen" hört die Karriereberaterin Petra Barsch in diesem Zusammenhang nur sehr ungern. Es geht vielmehr darum, die Gelegenheiten zu nutzen, in denen man gefragt wird, was einem in letzter Zeit gut gelungen ist. Dazu muss man keine laute oder extrovertierte Person sein. Petra Barsch kenne selbst viele Menschen, die von sich aus eher leise sind, dafür aber in derartigen Gesprächen ganz gezielt Akzente setzen.
Viele Chefs sehen die Leistungen nicht
Dass ein guter Chef, die Leistungen seiner Mitarbeitenden erkennen müsste, wäre zwar löblich, ist aber nur in den seltensten Fällen Realität. Viele Chefinnen sind in ihrem Job so überlastet, dass keine Zeit dafür bleibt, sich die einzelnen Leistungen der Mitarbeitenden genau anzuschauen. Denn es gebe nur wenige Firmen, die ihre Vorgesetzten gezielt darauf ausbilden, sich das Entwicklungspotential der Mitarbeitenden genauer anzusehen, sagt Petra Barsch.
"Viele Chefs sind einfach nicht in der Lage, sich jeden Mitarbeiter wirklich genau anzugucken."
In dieser schnelllebigen Zeit ist es deshalb umso wichtiger, auf sich und seine Leistungen aufmerksam zu machen, denn sonst würde man sehr schnell übergangen werden, sagt Petra Barsch.