Vom Selbstwertgefühl ist es nur ein kleiner Schritt zum übelsten Narzissmus: Eine Geschichte von der Liebe zu sich selbst. Snoop Dogg macht den Anfang.
Der Rapper Snoop Dogg hat auf dem Walk of Fame in Hollywood einen Stern bekommen und sich bei sich selbst bedankt – eine solide Promiperformance, die zu den Fragen führt: Wie viel Selbstliebe ist nötig? Wann ist es zu viel? Unser Reporter Stephan Beuting hat nach Antworten gesucht.
Zwischen Selbstsorge und Selbstsucht
Snoop Dogg stellt sich also hin und bedankt sich herzlich bei sich selbst. Damit setzt er sich über bestehende Konventionen hinweg, findet der Philosoph Matthias Burchardt. Snoop Dogg breche mit dem Bescheidenheitstopos. Matthias Burchardt bringt Jean Jacques Rousseaus Konzept von Selbstsorge und Selbstssucht ins Spiel.
"Legitim ist, wenn ich für mich selbst sorge und keinen Krieg mit mir führe. Problematisch ist es dann, wenn ich selbstsüchtig bin und diese Selbstsucht befriedige."
Angenommen, wir wollen glücklich leben, dann macht es einen großen Unterschied, für welche Liebe wir uns entscheiden. Die Psychotherapeutin Aline Vater spricht in diesem Zusammenhang von Selbstüberschätzung.
"Bei der narzisstischen Selbstüberschätzung wäre das so, dass der Selbstwert sehr stark schwanken kann."
Snoop Dog wirkt bei der Aktion so, als wüsste er genau, was er kann. Marion Paidla arbeitet als Gefühlscoach. Sie nennt sich Selbstliebe-Expertin und diagnostiziert einen weit verbreiteten Mangel an Eigenliebe. Sie sagt, wir bräuchten eher mehr davon. In Ihrer Arbeit als Coach sei das der zentrale Punkt. Was auch immer die Herausforderung sei, am Ende fehle es immer an Selbstliebe.
"Also für mich ist Selbstliebe etwas absolut Positives, nichts Überhebliches was jemand anderem schaden könnte."
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- Selbstliebe: Hab dich lieb! | Selbstliebe ist die Grundlage von allem. Und auch die Basis dafür, andere Menschen lieben zu können.
- Verhältnis zu unserem Selbst: Vor der Liebe steht das Kennenlernen | Nur wer sich selbst liebt, kann auch andere lieben. Michael Puett von der Harvard University kommt zu einem anderen Schluss. Er sagt, dass Selbstliebe schadet. Die Philosophin Rita Molzberger erklärt, was davon zu halten ist.
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