Was uns beim Eier essen bislang gar nicht klar war: Legehennen werden fast immer die Schnäbel gekürzt. Damit sie sich nicht gegenseitig die Augen oder Federn auspicken. In Niedersachsen gibt es ein erstes Pilotprojekt, in dem die Schnäbel der Hühner nicht gekürzt werden.
Die Schnabelspitze wird mittels eines Infrarotstrahls gekürzt, erklärt Birgit Spindler von der tierärztlichen Hochschule Hannover. "Durch den Infrarotstrahl wird die Blutgefäßversorgung unterbunden und dann stirbt die Schnabelspitze ab." Für die Hühner ist das schmerzhaft, sagt Birgit Spindler. Bei der Infrarotbehandlung werden neben dem Hornmaterial nämlich auch lebende Strukturen geschädigt.
"Das ist ein schmerzhafter Prozess, der zu akuten und zu chronischen, langanhaltenden Schmerzen führt."
Weitere Nachteile für die Hühner: Ohne Schnabelspitze können sie ihr Federkleid nicht mehr selbst reinigen.
Darum sollen in einem Pilotprojekt in Niedersachsen erstmals zwölf Legehennenherden gehalten werden, bei denen die Schnabelspitze nicht gekappt wird. Damit das Zusammenleben der Hühner auch mit Schnabelspitze funktioniert, muss verhindert werden, dass die Hühner sich gegenseitig die Federn picken. Darum gilt vor allem eins: Stress unter den Hühnern vermeiden.
"Fehler in der Fütterung, stallklimatische Faktoren und die mangelnde Beschäftigung können zu gegenseitigem Federpicken führen."
Im Pilotprojekt der Uni Hannover, sollen die Faktoren ausgeschaltet werden, die bei Hühnern zu Stress führen: Es gibt Picksteine, an denen die Hennen sich beschäftigen können. Und die Hühner sollen so gefüttert werden, dass sei ein Erfolgserlebnis haben, wenn sie das Futter finden. Außerdem soll es Aufpasser geben, die nach den Hühnern schauen, wenn die Tiere sich doch gegenseitig anpicken. Das alles kostet allerdings Geld: Pro Ei von einer Henne ohne gestutzten Schnabel muss der Verbraucher 4 Cent mehr bezahlen.
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