Dr. Honoris Causa, ein schöner Titel. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier wird jetzt damit von der Uni Paderborn für sein Wirken in der auswärtigen Kulturpolitik ausgezeichnet. Wann und warum werden Ehrendoktor-Titel vergeben?
Steinmeier hat bereits ein paar Ehrendoktor-Titel: zum Beispiel von der russischen Universität in Jekaterinburg, der griechischen Universität Piräus und der Hebrew University in Jerusalem. Um den Titel "Ehrendoktor" zu bekommen, reicht es manchmal, dass man ein erfolgreicher Politiker und langjähriger Außenminister ist.
Jede Uni entscheidet selbst, wem sie den Titel verleiht, teilweise sogar jede Fakultät. Manche schauen genauer hin, ob jemand wirklich etwas für die Wissenschaft getan hat, andere ehren auch Menschen, bei denen das nicht so klar auf der Hand liegt.
Geehrt werden zwei
Bei der Ehrendoktorwürde geht es nicht nur um den, der ausgezeichnet wird, sondern auch um die Universität, die sich mit dem Ehrendoktor schmücken kann, sagt Michael Hartmer, der Geschäftsführer des Deutschen Hochschulverbands, der Interessenvertretung der Professoren und Hochschullehrer. Der Universität tue es allerdings gut, wenn es sich um Leute handelt, die dort selbst wissenschaftlich gearbeitet haben.
Frank-Walter Steinmeier hat zwar einen richtigen Doktortitel – er hat in Jura promoviert an der Uni Gießen. Anschließend hat er allerdings nicht weiter geforscht oder sich in den Dienst der Wissenschaft gestellt.
Ob sich eine zu Ehrende oder ein zu Ehrender um die Wissenschaft verdient gemacht hat, ist ein dehnbarer Begriff. Ein Beispiel aus der Wirtschaft ist der Fonds-Milliardär Carsten Maschmeyer: Der hat zwar sein eigenes Studium gar nicht zu Ende gebracht, hat dann aber später, weil er das Geld für eine Professur gespendet hat, den Ehrendoktor der Universität Hildesheim bekommen.
Keine einheitliche Regelung
Auch wer innerhalb der Uni entscheidet, ob jemand einen Ehrendoktor bekommt, ist nicht klar geregelt.
- In Deutschland ist es zumindest nicht einfach nur der Rektor, also nicht nur eine Person, die das nach Lust und Laune entscheidet, sondern der Hochschulrat der Uni.
- Bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde werde teilweise Druck ausgeübt, sagt Michael Hartmer. Aus einem Ministerium könne also schon mal der dezente Hinweis kommen, Politiker XY sei nächstes Jahr in der Stadt, und eine Ehrendoktorwürde würde ja für alle Beteiligten eine sinnvolle Sache sein.
"Dass es solche Anfragen gibt, weiß ich. Das läuft so."
Ehrendoktortitel entziehen?
Eine richtige Promotion kann entzogen werden, wenn sich rausstellt, dass jemand gepfuscht hat. Einen "Dr. h.c." zu entziehen, ist schwierig und zumindest in Deutschland noch nie juristisch bis zum Ende ausgefochten worden. Michael Hartmer glaubt, dass eine Universität vor Gericht vielleicht ganz gute Chance hätte, wenn sich zum Beispiel rausstelle, dass ein geehrtes ausländisches Staatsoberhaupt gegen Wissenschaftler im eigenen Land vorgeht. So richtig scharf darauf, einen Titelentzug bis zum Ende durchzufechten, sei aber keine Uni, sagt Michael Hartmer.
Ein Beispiel, wo ein Gericht sich eingemischt hat, ist die Uni Rostock. Die wollte Edaward Snowden zum Ehrendoktor machen. Begründung: Snowdens Enthüllungen hätten eine besondere gesellschaftliche Bedeutung. Da hat das Verwaltungsgericht gesagt: Das reicht nicht aus.
- Dr. h. c. Edward Snowden | zeit.de
- Schwammige Kriterien für den Ehrendoktor | deutschlandfunk.de
- Schweigen ist Zustimmung | taz.de