Die Ehe für alle - sie soll bald kommen. Klingt gut und revolutionär. Aber die Ehe steht weiterhin für Treue und Monogamie in Zweierbeziehungen - also eher stockkonservativ, findet unsere Kollegin Grit Eggerichs. Wo bleiben die Alternativen?
In den vergangenen Tagen hatten erst die Grünen, dann die SPD und dann die FDP mögliche Koalitionen nach der Bundestagswahl im September an ein Ja zur Ehe für alle geknüpft. Bundeskanzlerin Angela Merkel kam unter Zugzwang. Inzwischen gilt eine Mehrheit im Bundestag für die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare als sicher.
Jetzt kommt also vermutlich ganz schnell die Ehe für alle. Ist damit jetzt alles gut? Erleben wir die Revolution der Ehe? Die Kanzlerin habe noch einmal betont: Schwule und Lesben teilen die Werte, die heterosexuelle Ehepartner teilen.
"Das stockkonservative Modell von Treue und Monogamie in Zweierbeziehungen, dabei bleibt es. Das einzige, was sich ändert: Schwule und Lesben dürfen jetzt auch mitmachen."
Schwule und Lesben können nun, wenn sie wollen, die Ehe eingehen - und müssen nicht mehr auf die eingetragene Lebenspartnerschaft ausweichen. Aber viele andere bleiben weiterhin von der staatlich sanktionierten Ehe ausgeschlossen, kritisiert Grit.
Es gibt viel mehr Lebensmodelle
Dazu gehören zum Beispiel Leute, die sich gerne zu dritt verheiraten möchten. Oder Personen, die einen noch größeren Bund für das Leben schließen wollen - etwa als Kollektiv. In anderen Ländern sind solche Modelle möglich: In Kolumbien beispielsweise können auch drei Menschen heiraten – egal welchen Geschlechts. Die Jugendorganisation der Linken in Deutschland fordert zum Beispiel solch ein liberales Modell, sagt Grit.
Hinzu kommt, dass häufiger Nachwuchs durch private Samenspende gezeugt wird. Dann sind vielleicht plötzlich nicht nur zwei, sondern drei oder vier Personen an der Erziehung beteiligt und wollen juristische Sicherheit.
"Deshalb reden wir im Moment immer noch nicht über die 'Ehe für alle’, sondern erstmal nur über diese eine Ehe für immerhin einige mehr."