Lächeln ist nicht gleich lächeln, klar. Aber wir reagieren auch sehr sensibel darauf, ob unser Gegenüber herzlich, kooperierend oder arrogant lächelt. Letzteres macht uns nämlich Stress.
Wenn uns jemand anlächelt, dann ist ja erstmal schön. Wir entspannen uns, fühlen uns wohl, es droht einfach keine Gefahr, das ist die Message. Aber wir wissen auch: Es gibt viele Spielarten des Lächelns wie das heuchlerische, verschmitzte, verführerische oder das hämische.
Paula Niedenthal hat unser Lächeln genauer untersucht. Sie ist Expertin fürs Lächeln und Sozialpsychologin mit dem Fachgebiet menschliche Emotionen. Für ihre Studie hat sie sich drei verschiedene Arten des Lächelns angesehen:
- Belohnungslächeln: ein echtes Lächeln, das von Herzen kommt.
- Kooperationslächeln: ein wenig aufgesetzt, gezwungen, aber nicht unfreundlich
- Dominanzlächeln: arrogant und überheblich
Arrogantes Lächeln stresst uns
Paula Niedethal hat 90 Probanden eingeladen, eine Präsentation zu halten - die wurde im Anschluss von einer weiteren Person bewertet – mit einem Lächeln. Vor, während und nach diesem Feedback haben die Forscher den Herzschlag der Teilnehmer gemessen und Speichelproben genommen, um darin den Pegel des Stresshormons Cortisol zu ermitteln. Das Ergebnis:
- Belohnungslächeln: Obwohl der Vortrag für alle Probanden Stress bedeutet, steigen die Cortisolwerte bei denjenigen, die ein Belohnungslächeln bekommen, nur schwach an und fallen nach der Präsentation schnell wieder ab.
- Dominanzlächeln: Erhalten die Probanden dieses Lächeln als Feedback, dann empfinden sie mehr Stress, die Cortisolwerte steigen. Paula Niedenthal und ihr Team konnte den erhöhten Stresspegel sogar noch eine halbe Stunde nach der Präsentation klar nachweisen.
"Wenn uns jemand mit so einem dominanten Lächeln anschaut, also dieses einseitige, überlegene Lächeln, dann fühlen wir uns dadurch kleiner, der andere macht sich größer, und das löst in der Tat Stress aus."
Wer dominant lächelt, setzt Menschen, die gerade unter Druck stehen, noch größerem Druck aus. Wer ein Kooperationslächeln hinbekommt, also ein breites Lächeln des Mundes ohne Augenbeteiligung, der entspannt zumindest die Situation etwas. Noch mehr Entspannung gibt es aber, wenn das Belohnungslächeln im Spiel ist, eins mit Augenringmusekelkontraktion.
Das Verrückte ist: Auch wenn wir die Lächelvarianten durchschauen können, sind wir dem Spiel ausgeliefert, das heißt, der Stress stellt sich trotzdem bei uns ein. Und das liegt an der sogenannten Mimikresonanz, wie Dirk Eilert erklärt: "Wir sehen eine Bewegung und unser Gesicht ahmt diese Bewegung automatisch nach. Und deswegen übertragen sich solche Gefühle auch so leicht."
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