Gamer zocken oft in den eigenen vier Wänden. Je weiter sich die Branche professionalisiert und sich als E-Sport etabliert, desto mehr Spieler organisieren sich inzwischen in Vereinen und Verbänden.
Zuhause alleine zocken, über das Headset mit Mitspielern kommunizieren, bei jemand anderem in der Bude mit anderen Computerspiele spielen, sich auf Lan-Partys mit anderen Spielern vernetzen und an Wettkämpfen und Weltmeisterschaften teilnehmen - inzwischen gibt es viele Varianten, wie ihr Games spielen könnt.
Wer sich gerne mit anderen Spielern austauschen will, Tipps fürs Training braucht oder sich zum Public Viewing für Wettkämpfe verabreden möchte, kann sich auch in einem E-Sport-Verein organisieren, so wie Patrick, das beim Verein Leipzig eSports getan hat. Patrick ist der Vorstandsvorsitzende und hat den Verein auch mitbegründet.
"Es ist effektiv fürs Training, wenn man sagt, wir treffen uns vor Ort, ich kann wirklich hinter dir stehen, deine Finger sehen, wo du hinguckst. Gleichzeitig ist der soziale Aspekt das Wichtige."
Die Geschichte der Sportvereine in Deutschland geht auf den Anfang des 19. Jahrhunderts zurück. Im napoleonisch besetzten Deutschland fanden sich patriotische Männer in Vereinen für Turn- und Leibesübungen zusammen.
Was nach außen hin wie gesellige Freizeitveranstaltung aussah, war für die Mitglieder meist eine subversive Zusammenkunft, die in vielen Fällen paramilitärische Züge trug. Die Mitglieder in den Sportvereinen waren Männer, die ähnliche Interessen und politische Einstellungen hatten und im Verein unter sich sein konnten. Die allerersten Vereine, die in Deutschland gegründet wurden, waren Schützenvereine.
Gemeinschaft und Training
Seit zwei Jahren gibt es den Verein Leipzig eSports, der inzwischen 140 Vereinsmitglieder hat. Die Mitglieder sind deutlich jünger, meist so Anfang 20, Studenten und tendenziell eher männlich. Etwa 10 Prozent der Vereinsmitglieder seien Frauen, schätzt Patrick. Zwei von ihnen gehören mit Patrick zum Vorstand.
Im Gaming-Raum des Vereins - der mehr an ein schlichtes Gemeinschaftsbüro erinnert, als an ein angestaubtes Vereinsheim, trainieren die verschiedenen Teams. Die aktiven Mannschaften spielen zum Beispiel Starcraft und League of Legends. Noch sind alle Mitglieder Hobby-Gamer. Professionelle Spieler, die von der Teilnahme an Wettkämpfen leben können, gibt es noch nicht. Die Mitglieder haben alles selbst finanziert: über Mitgliedsbeiträge und Spenden. Wenn in den Vereinsräumen etwas eingebaut oder installiert werden muss, machen die Mitglieder das oft selbst.
"Wir machen auch Workshops und Bildungsarbeit rund um das Thema Gaming."
Neben dem E-Sport treffen sich die Mitglieder, genau wie auch in anderen Sportvereinen, zum Grillen oder zu anderen gemeinsamen Aktivitäten. Neben den Trainingsmöglichkeiten, die der Verein bietet, ist für den Vorstandsvorsitzenden Patrick auch der soziale Aspekt des Vereins sehr wichtig.
Vereinsstruktur eröffnet Möglichkeiten
Neben Workshops zum Thema Gaming soll es bald auch eine Veranstaltung zu Gewaltfreier Kommunikation geben. Dadurch, dass die Gamer als Verein organisiert sind, haben sie die Möglichkeit, für solche Angebote Förderung von der Jugendhilfe zu beantragen.
Vor neun Monaten wurde außerdem der eSport-Bund Deutschland (ESBD) gegründet. Der eSport-Bund dient als zentraler Ansprechpartner für den E-Sport in Deutschland. In ihm sind alle Veranstalter, Profiteams, Breitensportteams miteinander vereint. Der Bund möchte die Professionalisierung im E-Sport vorantreiben und wird demnächst größere Projekte organisieren, wie zum Beispiel die Trainerausbildung und ein Ligensystem für den Breitensport.
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