Gaming soll Spaß bringen. Viele E-Sportlerinnen und Spiele-Entwicklerinnen berichten aber, dass sie während eines Spiels genötigt und beleidigt werden. Die betroffenen Frauen haben nun selbst angefangen, die Fälle zu dokumentieren. Dabei wurden schon 400 sexistische Vorfälle gesammelt.
Marlies Brunnhofer ist Profi-E-Sportlerin beim österreichischen Team "Austrian Force". Sie spielt unter dem Namen "Maestra" – und war die erste Frau überhaupt in der Zweiten Spitzenliga des Spieleklassikers "League of Legends". Beim Spielen braucht sie "ein dickes Fell", weil sie immer wieder beleidigt wird. Etwas über sich als Person preiszugeben, bedeute, Angriffsfläche zu bieten.
"Generell ist es so, dass die League-of-Legends-Szene ziemlich beleidigend ist. Sobald man irgendetwas von sich preisgibt, wird man bezogen darauf angegriffen."
Eigentlich spielt es keine Rolle, welches Spiel sie spielt, sagt Anne Starke, die sich "Lowlita" bei Counter Strike nennt. Sie ist eine der wenigen aktiven Team-Spielerinnen in Europa. Dabei reiche es aus, dass man etwas auf einer anderen Plattform poste, beispielsweise Twitter, was gar keinen Bezug zum Game habe. Anna Starke hatte getwittert, dass sie gerne umweltbewusster leben und auf Plastik verzichten möchte. Ein Spieler wurde während eines Games verbal ausfällig und drohte ihr, wobei er gleichzeitig Bezug auf ihren Tweet nahm.
"Einer meiner Mitspieler hat wohl meinen Twitter-Profil geöffnet und diesen Tweet gefunden. Dann hat er mir im Game, in der Lobby glaube ich, schon geschrieben: Du dumme Nutte, ich wickle dich mit Plastik ein und lass dich verrecken."
E-Sportlerinnen fühlen sich mit Publikum sicher
Marlies Brunnhofer und Anne Starke waren schon oft auf Turnieren. Das Gute bei diesen Wettkämpfen: Im Publikum sitzen Fans und Freunde – hier fühlen sich die E-Sportlerinnen meist gut aufgehoben und sicher.
Deutschlandfunk-Nova-Reporter Thomas Ruscher kennt die Kommentare während der Live-Übertragungen auf Streaming-Plattformen wie Twitch. Die seien oft sexistisch und beleidigend.
"Kurzfristig kann man einfach nur einen Knopf drücken, dass man diese Kommentare nicht mehr sieht. Aber langfristig betrachtet, braucht es einfach eben solche Vorbilder. Mädels, die gut spielen, die sichtbar sind, damit diese ganzen Stereotype abgeschafft werden."
In den meisten Games gibt es ein Meldesystem, wo betroffene Frauen toxisches Verhalten und beleidigende, sexistische Inhalte melden können. Infolge dessen kommt es auch vor, dass einer der Spieler gesperrt wird.
Allerdings kann man kaum verhindern, dass die Spieler sich unter einem anderen Pseudonym wieder anmelden. Die E-Sportlerin Anne Starke fordert deswegen auch, viel härtere Strafen für Beleidigung und Nötigung.
Mixed Teams
Marlies Brunnhofer hofft, dass das Problem geringer wird, wenn sich unter den weltweit 500 besten League-of-Legends-Spielern irgendwann mehr als nur eine Handvoll Frauen befinden. Deswegen ist sie auch von einem reinen Frauen-Team in einer Frauen-Liga in die "normale" Liga von League of Legends gewechselt, in der Männer und Frauen gemeinsam spielen. Damit wollte sie auch ein Vorbild für andere Spielerinnen sein.