Als Tony* Theresa* beim Onlinedating kennenlernt, macht er grad einen Entzug – und geht damit offen um. Die beiden schreiben hin und her, schicken Sprachnachrichten und verabreden sich zum ersten Date.
Tony ist zu dem Zeitpunkt noch in der Entzugsklinik, darf aber regelmäßig draußen unterwegs sein. Theresa arbeitet als Managerin und kommt zum Date eine halbe Stunde zu spät. Die beiden machen einen Spaziergang, aber irgendwie läuft es nicht: Für Theresas Geschmack spricht Tony sehr viel von sich und Tony kann sich nicht so richtig für die Dinge begeistern, die Theresa ihm erzählt. Danach ist den beiden klar: Das war kein gutes Date, aber sie wollen es nochmal probieren. Beim zweiten Mal ist alles anders.
"Da war kein Panzer mehr zu spüren, nicht mehr diese Unsicherheit."
"Alles auf der nonverbalen Ebene, die Begeisterung, die Wärme, die Fähigkeit zu lieben."
Beziehung – ja oder nein?
Danach sehen die beiden sich immer öfter, Theresa deponiert sogar ein paar Klamotten in Tonys Wohnung. Bis Tony irgendwann merkt: Er verliebt sich grad und Theresa auch. In seiner Entzugstherapie hat er gelernt: "70 Prozent aller Rückfälle passieren wegen Beziehungsstress, Liebeskummer, und ich wollte das vermeiden." Darum entscheidet Tony: Aus ihm und Theresa kann kein Paar werden.
"Ich wollte nicht, dass dieser Zeitpunkt kommt. Ich habe gehofft, dass wir diesen Moment des wirklichen Verabschiedens hinauszögern können und habe damit gerechnet, dass wir an der U-Bahn-Station selber noch ein Gespräch führen werden."
Tony nimmt sie in den Arm, küsst sie. Dann dreht er sich um und geht.
Der Rückfall
Doch schon ein paar Wochen später sehen sie sich wieder. Die Gefühle sind zu stark – beide wollen die Beziehung. Theresa verbringt viel Zeit im Homeoffice in Tonys Wohnung. Tony sucht sich einen Job bei einer Softwarefirma, der ihm Struktur gibt. Er macht viel Sport und geht zur Nachsorge. Nach außen ist alles super, doch innerlich kocht es in Tony. Er will einfach nur den Kopf ausschalten.
"Den Briefumschlag geholt, leise aufgemacht und dann die erste Einheit konsumiert. Wirkung schwach, bis mäßig, bis gar nicht eingesetzt und dann natürlich sofort mit der Gier konfrontiert und noch mal nachgelegt und nachkonsumiert."
Nach Tonys Rückfall ist für Theresa klar: Wenn Tony Drogen wieder als Teil seines Lebens akzeptiert, ist die Beziehung zu Ende.
Die ganze Geschichte hört ihr hier oder im Podcast
*Beide Namen wurden von der Redaktion geändert
Wir erzählen Eure Geschichten
Habt ihr etwas erlebt, was unbedingt erzählt werden sollte? Dann schreibt uns! Storys für die Einhundert sollten eine spannende Protagonistin oder einen spannenden Protagonisten, Wendepunkte sowie ein unvorhergesehenes Ende haben. Im besten Fall lernen wir dadurch etwas über uns und die Welt, in der wir leben.
Wir freuen uns über eure Mails an einhundert@deutschlandfunknova.de
- "In the Realm of Hungry Ghosts: Close Encounters with Addiction" von Gabor Maté – dieses Buch hat Tony gefallen