Bombenanschläge, Entführungen, Folter: Drogenbanden haben mit diversen Verbrechen für Schlagzeilen gesorgt. Die Polizei fordert mehr Befugnisse, um die Kriminalität zu stoppen. Aber wer bekämpft eigentlich wen im Drogenkrieg?
Eine Drogenbande aus Köln Kalk hat 2024 in ganz Nordrhein-Westfalen – mit Bomben, Erpressung und Folter – diverse Straftaten begangen. Hilfe sollen die Drogenhändler von der Drogenmafia aus den Niederlanden bekommen haben.
Robin Hofmann ist Strafrechtler und Kriminologe an der Uni Maastricht, er erklärt, dass die deutschen Drogenbanden in diesem Jahr in einen Modus Operandi gewechselt haben. Das bedeutet, dass sie gezielt Angst schüren wollen und bewusst mit großen Taten auch die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich ziehen. Er sieht die Demokratie gefährdet.
"Wir merken, dass rund um das Thema Drogenkriminalität mittlerweile die Gewaltkriminalität eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt und Demokratie-gefährdend ist."
Für deutsche Kriminalbeamte wie Oliver Huth heißt das inzwischen manchmal auch selbst ins Visier der Drogenmafia zu kommen. Er berichtet, dass genauso wie die Polizei gegen die Drogenhändler ermittelt, diese auch ihre eigenen Ermittlungen gegenüber der Polizei durchführen. Sei wollen wissen, mit wem sie es zu tun haben.
Robin Hofmann befürchtet aber auch, dass es in Deutschland – ähnlich wie in den Niederlanden – zu einer Gewaltspirale zwischen den unterschiedlichen Drogenbanden kommen könnte. Hierdurch könnten auch Polizisten oder andere zivile Opfer zu befürchten sein.
Negativbeispiel Drogenkriminalität in den Niederlanden
In den Niederlanden ist die Drogenkriminalität seit den 70er Jahren immer weiter gestiegen. Grund: Damals machten die ersten Coffeeshops auf, die Cannabis verkauften. Gleichzeitig seien Gastarbeiter aus Marokko gekommen. Diese hätten sich damals ein Netz für den Cannabishandel in den Niederlanden aufgebaut, erläutert Robin Hofmann. In den 90er Jahren fingen die Drogenhändler an, ihre Strukturen auch für den Kokainhandel zu nutzen.
"Da sind ganz schnell diese Netzwerke entstanden, die Cannabis importiert haben aus Marokko und der Türkei."
Eine regelrechte Kokainschwemme gebe es jedoch erst seit einigen Jahren. Dabei ist der Hafen von Rotterdam das Drehkreuz des europäischen Kokainhandels geworden. In den Niederlanden sind inzwischen auch ein Journalist und ein Rechtsanwalt Opfer im Krieg der Drogenhändler geworden. Vor allem komme es jedoch zu Auftragsmorden zwischen den agierenden Netzwerken, erläutert Robin Hofmann.
Circa 20 bis 30 Auftragsmorde werden im niederländischen Drogenmilieu jährlich verübt. Damit die Gewalt nicht auch in Deutschland eskaliert, fordert Oliver Huth für sich und seine Kollegen mehr Möglichkeiten bei den Ermittlungen. Denn die Polizei habe noch nicht einmal die Möglichkeit, IP-Adressen zu speichern, obwohl das europäische Recht es erlaube.
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