Yogis, Künstler, Selbstoptimierer - sie setzen neuerdings auf LSD. Allerdings in Mini-Dosen. Ärzte halten nichts davon. Unsere Reporterin Gesine Kühne hat die Anwenderin Fiona besucht und mit einem Wissenschaftler gesprochen.
Kühlschrank auf, einen Tropfen in Wasser verdünntes LSD in den Mund - fertig. Fiona - so nennen wir unsere australische Protagonistin einfach mal - macht das so seit einiger Zeit. Sie ist jung, schlank, hat eine gesunde Gesichtsfarbe und ein offenes Lächeln. Regelmäßig übt sie Yoga und meditiert. Sie versteht das Microdosing als ein Experiment, hörte von Freunden davon und wollte es ausprobieren. Eine halbe Stunde nachdem sie ihr LSD konsumiert hat, wirkt sie wach und redselig.
"Das Gehirn findet neue Gedankenwege. Man bekommt eine bessere Sicht auf die eigenen Probleme. Man wird scharfsinnig. Gefühle werden ja durchs Unterbewusstsein hervorgerufen, aber damit versteht man sie."
Wenn die psychedelische Droge Lysergsäurediethylamid - auch Acid genannt - in Kleinstmengen konsumiert wird, nennt man das Microdosing. Menschen, die LSD auf diese Weise konsumieren, suchen keinen Trip und keine Halluzinationen. Ihnen geht es um einen fokussierten Blick, Klarheit und Leistungsfähigkeit.
LSD für einen klaren Kopf?
Eine Mikrodosis LSD liegt zwischen 5 und 20 Mikrogramm. Es wird empfohlen, alle drei Tage zu konsumieren. Der absurde Trend kommt aus dem Silicon Valley. Hier gehört Leistungsdruck zum Alltag, erzählt Drogenforscher Henrik Jungaberle. Er hält nicht viel vom Microdosing. Denn seiner Meinung nach konsumieren viele Leute LSD in dieser Form vor allem, um dem Leistungsdruck im Alltag standzuhalten - ähnlich wie beim Ritalinmissbrauch unter Studenten.
„Bei der Mikrodosierung wird ja so eine Art Selbstoptimierung angestrebt, also man möchte besser arbeiten können, deshalb ist die Nähe zu dem Thema Ritalin und anderen Stimulantien gar nicht so fern.“
Ritalin kommt für viele Mikrodosierer nicht in Frage. Zu viele Nebenwirkungen. Und nach dem Runterkommen leidet die Seele unter einem Kater. LSD scheint in dieser geringen Menge wohl keine Neben- oder Nachwirkung zu haben. Zumindest sind dem Forscher keine bekannt. Henrik Jungaberle bezweifelt aber, dass die Droge in dieser Dosierung überhaupt irgendeine Wirkung hat.
"Tatsächlich scheint mir, dass die Erwartungshaltung sehr stark ist. Und tatsächlich gibt es psychologische Untersuchungen, die zeigen: Wenn Menschen erwarten 'jetzt bin ich kreativer', dass das auch geschieht."