Vor drei Jahren kam heraus: VW hat bei seinen Dieselautos eine Software eingesetzt, um Abgaswerte zu fälschen. Rund elf Millionen Fahrzeuge von VW, Audi und Skoda sind laut Schätzung bis heute betroffen. Der Dieselskandal hat sich auch auf andere Autokonzerne ausgedehnt. Was sich seitdem in der deutschen Autoindustrie verändert hat, sagt uns Nicolas Lieven, Wirtschaftsredakteur beim NDR.
Die Folgen des Diesel-Skandals waren bis jetzt: Software-Updates für Millionen Autos und Klagen gegen VW und andere Autohersteller unter anderem in den USA und in Deutschland. VW hat insgesamt 27 Milliarden Euro gezahlt, ein Großteil davon – ungefähr 22 Milliarden - in den USA. Einige Prozesse stehen noch aus. Das sind unter anderem Klagen von Anlegern, die Schadenersatz fordern, weil sie zu spät informiert worden seien. Auch eine Musterklage von Verbraucherschützern steht im November noch an.
"Es gibt schon Druck auf VW, aber was die rückhaltlose Aufklärung angeht, die vor drei Jahren angekündigt wurde, da ist relativ wenig passiert."
VW geht es heute besser denn je. 2017 war das beste Geschäftsjahr in der Firmengeschichte: Absatzrekord, Umsatzrekord, Gewinnrekord. Die deutschen Autokäufer haben offenbar ein dickes Fell, was VW angeht. Das zeigen auch die Statistiken. Die Absatzzahlen waren direkt nach dem Dieselskandal zunächst abgefallen, gingen dann aber schnell wieder nach oben. VW hat seitdem zwar weniger Dieselfahrzeuge, dafür aber mehr Benzin-Autos verkauft.
Deutsche Autokäufer sind markentreu - selbst im Krisenfall
Noch gibt es in Deutschland den Streit darum, ob es richtige Hardware-Nachrüstungen für die Autos mit Schummel-Motoren geben soll. Verkehrsminister Andreas Scheuer will das nicht. Umweltministerin Svenja Schulze aber schon. Nicolas Lieven ist sicher, dass diese Diskussion an der Frage scheitert, wer die Nachrüstungen bezahlen soll. Es geht um 2000 bis 4000 Euro pro Fahrzeug. Wenn die Autohersteller nicht zur Zahlung verpflichtet werden können, werden sie das nicht freiwillig leisten.
"Ein Fond aus Steuergeldern, wie von der FDP vorgeschlagen, ist völlig absurd: Niemand will für das Dieselauto des Nachbarn Steuern zahlen."
Am Ende zahlen die Autobesitzer
Verkehrsminister Scheuers neueste Idee ist es, dass die Autohersteller den Besitzern älterer Dieselautos Angebote machen und diesen eine Prämie zahlen, wenn sie ein neues Auto kaufen. Damit will er auch Fahrverbote in den Innenstädten verhindern. Das sei in erster Linie wieder ein Vorschlag, der den Autokonzernen nutze, sagt Nicolas Lieven. Das habe die Abwrackprämie für Dieselfahrzeuge seit dem vergangenen Jahr gezeigt.
"Bei solchen Prämien gibt man sein Auto häufig unter dem Preis ab und dann bleiben wieder die Autobesitzer auf dem Schaden sitzen."
Die deutsche Wirtschaft ist immer noch auf die alten Verbrennungsmotoren ausgelegt. Die Autokonzerne VW, Daimler oder BMW kündigen zwar Offensiven zum E-Auto an, aber viel steckt nicht dahinter. Deutsche E-Autos sind immer noch sehr teuer, nicht so gut entwickelt und auch die Infrastruktur mit Ladesäulen zum Beispiel, stimmt in Deutschland einfach nicht. Wenn es so weitergehe, sagt Nicolas Lieven voraus, werde die deutsche Autoindustrie bald von anderen Herstellern in China und den USA abgehängt.
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