• Deutschlandfunk App
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren

Es steht fest: Sportler aus Russland dürfen 2018 bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang nicht unter russischer Flagge auflaufen, sondern nur unter neutralen Farben antreten. Das hat Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) jetzt offiziell mitgeteilt. Eine ungerechte Entscheidung – so zumindest die Reaktionen aus Russland.

Wintersportler sind in Russland ganz wichtig für den Nationalstolz, erklärt unser Korrespondent Thielko Gries. In vielen Disziplinen hätten russische Sportler große Chancen auf Medaillen – vermutlich auch ohne Doping. Ein Ausschluss von den Winterspielen trifft Sportfans also hart, sagt Thielko. Das Problem: Viele Russen können sich kaum eine unabhängige Meinung zum Thema bilden, weil sie aus den russischen Medien kaum etwas über das russische Dopingsystem erfahren. Und so komme schnell das Gefühl auf: Russland wird ungerecht für etwas bestraft, das gar nicht existiert. 

"Viele Russen sagen: Das ist eine ungerechte Entscheidung. Das ist eine Entscheidung, die gegen Russland geht."
Thielko Gries. Korrespondent in Russland

Doping in Russland - Ende in Sicht?

Aufseiten der russischen Regierung müsse genau unterschieden werden, erklärt Thielko. Zwischen dem, was nach außen kommuniziert wird und dem, was hinter den Kulissen abläuft. Thielko ist sich ziemlich sicher: Inzwischen haben auch russische Funktionäre begriffen, dass es so nicht weitergehen kann. Gerade, weil IOC-Präsident Thomas Bach als guter Kumpel des russischen Präsidenten Vladimir Putin gilt. Und wenn ausgerechnet dieser Kumpel die Entscheidung über den Ausschluss der russischen Olympiamannschaft treffe, könne das nur als Warnsignal aufgefasst werden. 

Bei den öffentlichen Äußerungen ist ein einfaches Muster auszumachen: Je höher der Rang in der Hierarchie, desto zurückhaltender die Statements zum Doping-Skandal. So sagt zum Beispiel der russische Sportminister: Es sei noch zu früh, um sich auf eine Reaktion festzulegen. Der Präsident der russischen olympischen Komitees, Alexander Schukow, der die Entscheidung des IOCs in Lausanne abholen musste, hat sich immerhin entschuldigt, dass Russland die Anti-Doping-Regeln verletzt habe. 

Abgrenzung und Isolation

Treten die russischen Sportler am Ende gar nicht an?

Duma-Sprecher Pjotr Tolstoi will nicht, dass Kinder vor dem Fernseher russische Sportler sehen, die unter fremder Flagge und ohne Hymne antreten. Er fordert russische Sportler also auf, ganz auf eine Teilnahme an den Olympischen Spielen zu verzichten. Unser Korrespondent Thielko Grieß tut sich schwer damit, einzuschätzen, wie stark Druck auf die russischen Sportler ausgeübt wird, auf den Trip nach Pyeongchang zu verzichten. 

Wichtig ist in diesem Zusammenhang: Im März wählen die Russen ihren Präsidenten. Gut möglich, dass das Thema Abgrenzung und Isolation dabei eine wichtige Rolle spielen wird. Ob die Sportler dieses Spiel mitspielen und auf die Chance auf Medaillen unter neutraler Flagge verzichten, wird sich in den kommenden Tagen zeigen.   

Shownotes
Doping in Russland
Njet, njet Olympia!
vom 06. Dezember 2017
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Thielko Gries, Korrespondent in Russland