Über Doping im Wintersport wird selten berichtet, außer es handelt sich um systematisches Dopen russischer Olympiateilnehmer. Aber auch andere Sportler dopen. Vor allem Biathleten und Langläufer werden positiv getestet.
Im Fokus steht der russische Dopingskandal von Sotschi 2014. Mittlerweile mussten die Resultate von 19 Sportlern annulliert werden. Russland wird sogar staatlich gelenktes Doping vorgeworfen. Das war in der DDR gang und gäbe, ohne dass die Sportler, oft auch Kinder, davon wussten.
"Man kann beim Wintersport das Augenmerk hauptsächlich auf die Ausdauersportarten legen - gerade Biathlon, Langlauf - da gibt es die meisten Fälle. Aber man muss auch von einer sehr hohen Dunkelziffer ausgehen."
Da, wo es kein staatlich gelenktes Doping gibt, treibt das Geld und der ersehnte Erfolg die Sportler zur Einnahme verbotener Substanzen. So wie den österreichischen Langläufer Johannes Dürr, der in Vorbereitung auf die Olympischen Winterspiele 2013/14 mit Epo experimentierte. Dem befreundeten Schriftsteller Martin Prinz schrieb er damals zu seinen Beweggründen: "Aber ich liebe diesen verdammten Sport und möchte das Hochgefühl, wenn ich die schmalen Latten anschnalle, wieder neu erleben!"
Als 19-Jähriger fiel Johannes Dürr in seiner Leistung extrem zurück, nachdem er an Pfeifferschem Drüsenfieber erkrankt war. Er wollte wieder in der Weltspitze mitlaufen und dopte. Was nach dem positiven Dopingtest für den heute 30-Jährigen folgte, waren eine zweijährige Sperre, Strafverfolgung und Rückzahlung von Preis- und Sponsorengeldern.
Internationales Doping-Netzwerk
Schwer ist es nicht, an Dopingsubstanzen heranzukommen. Unsere Sportredakteurin Marina Schweizer erklärt, dass es Verflechtungen zwischen Ärzten, Sportlern und Trainern gibt, die alle schon einmal aufgefallen sind.
"Man kann nicht sagen, dass das nur in Russland passiert. Doping ist ein weltweites Problem."
Gedopt wird mit anabolen Stoffen zum Muskelaufbau, obwohl es lange hieß, dass das keine Leistungssteigerung bringen würde. "Es gibt viele Sportler, die mit solchen Wirkstoffen im Blut oder Urin überführt wurden", sagt Marina. Asthmamittel sind ebenfalls sehr verbreitet. Sie verbessern die Sauerstoffaufnahme. In die Liste gehört auch Epo, das die roten Blutkörperchen vervielfältigt und somit den Sauerstofftransport im Blut erhöht. Daneben gibt es noch viele weitere leistungssteigernde Mittel.
Dopingtests von Land zu Land verschieden
In das Netzwerk sind teilweise auch die Doping-Kontrolleure eingebunden. Inwieweit das geschieht, hängt von Land zu Land ab, sagt Marina. Denn von der WADA, der Welt-Anti-Doping-Behörde, gibt es Vorgaben, wie die nationalen Dopingagenturen aufgebaut sein sollen. "Es gibt leider Länder, die die Regeln noch nicht so umsetzen, wie die Welt-Anti-Doping-Agentur sich das wünscht". Deshalb werden die Tests in den verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich durchgeführt.
"Man sieht, dass diese Doping-Tests oft das Einfallstor sind für Manipulationen."
Der Sportjournalismus, der Doping aufdecken sollte, berichtet meist nur über die sportlichen Erfolge, ohne nachzufragen, wie diese überhaupt erzielt werden konnten. Indirekt wird so das Doping-System gestützt.
Der Schwede Per Elofsson gab 2005 im Alter von 28 Jahren seine Langlaufkarriere auf. Er machte ständig seine Blutwerte öffentlich und trat als "sauberer Sportler" gegen den für Spanien startenden Allgäuer Johann Mühlegg an. Der dopte mit Darbepoetin, ein Wirkstoff, der bei Nierenkranken die roten Blutkörperchen vermehren soll. Elofsson war gegen Mühlegg chancenlos.
"Der Sportjournalismus muss sich kritisieren lassen, dass er eine gewisse Gewichtung vornimmt, die dann beim Zuschauer den Eindruck erweckt, dass der Sport hauptsächlich Fun und Unterhaltung ist, und man von Doping nicht so viel wissen will."
Was ebenfalls unter den Teppich gekehrt wird, ist, dass Doping sehr gesundheitsschädigend ist. Die gesundheitlichen Folgen von Doping sind nicht vorhersehbar. Ein Beispiel sind ehemalige DDR-Sportler, die heute unter schweren Schäden durch Doping leiden - sowohl körperlich als auch psychisch.