Im Silicon Valley gibt es einen neuen Trend: Dopamin-Fasten. Das heißt nicht nur Handy aus und keine Schokolade essen, sondern im Extremfall auch Verzicht auf menschlichen Kontakt.
Keine feste Nahrung, kein Smartphone, keine Musik und auch keine Interaktion mit Menschen - nicht mal Augenkontakt. Beim Dopamin-Fasten geht es darum, im Extremfall wirklich alles zu meiden, was uns Freude bringt. Dazu muss man sich weitestgehend abschotten. Manche gehen dann spazieren (allein) und machen sich handschriftliche Notizen. Das kann man ein paar Stunden machen oder auch mehrere Tage. Die Idee dahinter: Den Dopamin-Spiegel so weit wie möglich zu senken.
Dopamin ist der Stoff, der in unserem Körper für Glücksgefühle zuständig ist, zusammen mit Endorphinen und Serotonin, sagt unsere Reporterin Anke van de Weyer. Serotonin sorgt dabei eher für einen dauerhaften Wohlfühl-Zustand. Das Endorphin-High kommt erst nach längerer Zeit, das kennen wir zum Beispiel vom Sport. Dopamin ist eher für den kleinen Kick zwischendurch zuständig, erklärt Florian Lienau, Chefarzt der neurologischen Klinik am Marienkrankenhaus in Hamburg. Der Körper schüttet es aus, wenn wir kleine Erfolge erzielen, beispielsweise beim Videospielen.
"Wenn wir beim Video spielen zum Beispiel das nächste Level erreichen, dann gibt's so einen kleinen Dopamin-Kick."
Diese kleinen Dopamin-Stöße sind in unserer digitalen Gesellschaft allgegenwärtig. Zum Beispiel durch soziale Medien, wo wir für unsere Posts Herzchen und Likes bekommen, die wir als Bestätigung wahrnehmen, und die so für einen Dopamin-Kick sorgen.
Als Begründer des Dopamin-Fastens gilt James Sinka. Der hat ein Start-Up ins Leben gerufen, das sich mit Schlaf-Problemen beschäftigt. Sinka sagt, wir seien alle süchtig nach Hormonen und müssten einfach mal wieder runterkommen, um den Thrill wirklich als Thrill zu empfinden und Freude als Freude. Seine Idee: Wenn wir das mit dem Dopamin-Fasten konsequent durchziehen, dann können wir hinterher auch wieder richtig powern.
Dopamin-Fasten kann ins Gegenteil umschlagen
Tatsächlich können wir süchtig nach diesen kleinen Glücksgefühlen werden. Deshalb scheint es zunächst sinnvoll, sich davon ein bisschen unabhängig zu machen. Wobei diese Fasten-Methode eine durchaus absurde Komponente hat, sagt Florian Lienau. Er vermutet, dass Menschen, die zum Beispiel mehrere Tage Dopamin-Fasten hinter sich haben, danach doch ein Glücksgefühl erleben, eben weil sie durchgehalten haben. So würde das Prinzip ad absurdum geführt. Wir Menschen sind also einfach auf dieses Belohnungsprinzip ausgelegt. Und es scheint schwierig, ganz davon weg zu kommen.
"Wenn kein Glück mehr empfunden wird, dann gibt es den Begriff der Anhedonie, dass man gar nichts mehr empfindet."
Es besteht außerdem die Gefahr, dass Dopamin-Fasten ins Gegenteil umschlägt, und wir dann gar kein Glück mehr empfinden können. Anhedonie heißt das dann. Wer es mit dem Dopamin-Fasten übertreibt, könne unter Umständen in diesem Zustand landen, sagt Florian Lienau. Das würde dann dazu führen, dass unsere Motivation und Leistungsbereitschaft eher sinkt.
Bei bestimmten Krankheiten, etwa Parkinson, kann es zu einem Dopamin-Mangel kommen. Dopamin ist aber ein wichtiger Botenstoff im Körper, der unter anderem dabei hilft, Bewegungen zu steuern. Der Mangel an Dopamin führt dann unter Umständen zu Bewegungseinschränkungen. So ist bei Parkinson die Gesichtsmimik eingeschränkt. Fehlendes Dopamin führt auch dazu, dass wir nicht mehr viel Freude empfinden und nicht mehr in der Lage sind, selbständig und motiviert Dinge anzugehen.