"The End of Meat" heißt der Dokumentarfilm, der der Frage nachgeht: Was würde eigentlich passieren, wenn wir komplett auf Fleischkonsum verzichten würden? Also wirklich überall.

Kein Fleisch nirgends. Und der Regisseur Marc Pierschel geht in seinem Film noch weiter: Wie wäre es, ganz auf tierische Produkte zu verzichten? Er spricht mit Wissenschaftlern und Aktivisten und zählt auf, was deren Ansicht nach gerade schief läuft. Gleichzeitig skizziert er die Vision der fleischlosen Welt - und was sie besser machen würde.

Mehr Fleisch - Mehr Veganer

Aktuell scheint die weltweite Entwicklung noch weit entfernt von dieser Vision, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Sebastian Rams. Die FAO, die Organisation für Ernährung und Landwirtschaft der Vereinten Nationen, geht davon aus, dass die Menschheit dieses Jahr 322 Millionen Tonnen Fleisch erzeugen wird. Ein neuer Rekordwert und vier Mal so viel wie vor einem halben Jahrhundert. Und die Mengen könnten steigen, denn die Weltbevölkerung wächst.

In Deutschland und auch in vielen anderen Industrieländern ernähren sich gleichzeitig immer mehr Menschen vegetarisch oder vegan. Ein neuer Industriezweig erwächst daraus. Und auch bei Nicht-Vegetariern steige das Bewusstsein für das Thema, meint Regisseur Marc Pierschel. Er sieht darin eine Chance, auf die Möglichkeiten einer fleischlosen Welt aufmerksam zu machen.

"Die Zahl der Flexitarier, also der Menschen, die zumeist auf Fleisch verzichten, ist in Deutschland enorm. Das sind etwa 40 Millionen Menschen."
Marc Pierschel, Regisseur "The End of Meat"

Einige der im Film genannten negativen Folgen einer globalen Fleischindustrie sind bekannt und in der Wissenschaft relativ unstrittig, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Sebastian Rams. Etwa ein Drittel des Trinkwassers werde durch intensive Tierhaltung verbraucht. Besonders durch die Massentierhaltung komme es zu Problemen: Abholzung für Weideflächen, Verunreinigung des Grundwassers durch Gülle. Hohe Mengen an Antibiotika in der Zucht begünstigten die Bildung von Bakterienstämmen.

Für das Klima würde sich ein Stopp der Tierhaltung positiv auswirken, meint Alfons Balmann vom Leibniz-Institut für Agrarentwicklung. Das liege vor allem daran, dass sie etwa für ein Drittel aller Klimagase verantwortlich sei.

"Ein totaler Stopp der Tierhaltung hätte bei isolierter Betrachtung gravierende positive Auswirkungen auf den Planeten Erde."
Alfons Balmann, Leibniz-Institut für Agrarentwicklung.

Welche gesundheitlichen Auswirkungen Fleischkonsum hat, dazu gibt es unterschiedliche Zahlen und wissenschaftliche Positionen. Eine dieser Hochrechnungen präsentiert Regisseur Marc Pierschel in seinem Film.

"Wir haben einen Wissenschaftler von der Universität Oxford interviewt, der hochgerechnet hat, wie eine Welt, die vegan lebt, aussehen würde. Er kommt auf Einsparungen von 1,5 Billiarden US-Dollar, außerdem würden acht Millionen Menschen weniger sterben."
Marc Pierschel, Regisseur "The End of Meat"

Selbst, wenn nicht jeder Wissenschaftler diese Zahlen unterschreiben würde, so Sebastian Rams, dass es beispielsweise durch starken Konsum von rotem Fleisch zu gesundheitlichen Problemen komme, zeigten einige Studien. So stehe es in Verdacht, das Diabetes oder Herzinfarktrisiko zu erhöhen.

Suche nach der Lösung

Nach dem Tierhaltungstopp bliebe dennoch das Problem, die Welternährung zu sichern. Alfons Balmann, Spezialist für das Thema Strukturwandel am Leibniz-Institut für Agrarentwicklung, zeigt etwa auf, dass die pflanzliche Produktion erhöht werden müsste, um die Bevölkerung mit wichtigen Eiweißen und Fetten zu versorgen. Welche Belastungen sich aus einer erhöhten Produktion von Sojaschrot, Nüssen und anderen ergebe, müsse dann auch in Bewertung einfließen. Einzurechnen wäre dann auch der Anteil an alternativer Landwirtschaft.

Regisseur Marc Pierschel ist hier auch offen für technische Lösungen: Fleisch, Eier, Milch aus dem Labor akzeptiert er als eine Alternative für die Zukunft.

Shownotes
Dokumentarfilm
Eine Welt ohne Fleisch
vom 07. September 2017
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Sebastian Rams, Deutschlandfunk Nova