Holger Zierdt ist Biologe und arbeitet als DNA-Experte beim LKA Hamburg. Sein Fachwissen setzt er auch bei der eigenen Familienforschung ein. Doch der Experte warnt: Die Ergebnisse, die bei solchen Untersuchungen ans Tageslicht kommen, könnten manchen Familien nicht schmecken.
Dank der DNA-Analyse konnten die Knochen, die bei Bauarbeiten im Jahr 2012 unter einem Parkplatz entdeckt wurden, als die Gebeine von König Richard III identifiziert werden. Als DNA-Experte einen Monarchen zu identifizieren, ist natürlich eine besondere Sache, doch die für die Wissenschaft viel größere Sensation ist die Erkenntnis, dass sich DNA überhaupt so lange erhält, so Holger Zierdt.
Die DNA-Analyse ist zuverlässig
Bei Richard III. verglichen Forscher die DNA mit jener von lebenden Nachkommen. Das Ergebnis war eindeutig: Die Überreste stammen zu fast 100 Prozent von Richard III. Damit ist der alte König auch die älteste Person, die anhand ihrer DNA identifiziert wurde.
"Wir haben beim LKA eher nicht mit Knochen zu tun, sondern mit Spuren, die mögliche Täter bei Verbrechen hinterlassen. Das kann die Blutspur, die Zigarettenkippe oder das Einbruchswerkzeug sein."
Anders als im Tatort und anderen Krimis braucht eine seriöse Analyse ihre Zeit. Der mehrstufige Prozess erfordert in der Regel zwei bis drei Tage, ein umfangreiches Gutachten auch mehrere Wochen.
Familiengeimnissen auf der Spur
Holger Zierdt wendet sein Fachwissen auch zur Ahnenforschung in der eigenen Familie an. Er hat die DNA von etwa 50 männlichen Zierdts untersucht und Erstaunliches herausgefunden. Zum Beispiel, dass er Verwandte in den USA und Russland hat und dass sein Urgroßvater wohl fremdgegangen ist: "Die klassische Familienforschung rekonstruiert die soziale Herkunft, während wir über die DNA die genetische Herkunft erfahren und die beiden können sich unterscheiden“, so der Experte.
"Man muss damit rechnen, dass man darauf stößt, dass ein sozialer Vater nicht der genetische Vater ist. Genau dass ist in meiner Familie passiert."
Die Untersuchungen zeigten auch, dass Holger Zierdt die typische Zierdt-DNA gar nicht mehr in sich trägt. Für ihn sei das kein Problem und mit solchen Ergebnissen muss man eben rechnen. Wer der eigenen Familiengeschichte per DNA-Analyse auf den Grund gehen will, dem rät der Fachmann:
"Man muss natürlich sehr vorsichtig sein, dass man eventuell Dinge aufdeckt, die in der Familie zu Verstimmungen oder gar Schlimmeren führen könnten."
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