Die Bestimmung des Todeszeitpunkts kann bei Mordermittlungen über den Erfolg entscheiden. Bald könnte es eine neue Methode geben - die DNA-Analyse des Opfers.
Über die Genaktivität in Gewebeproben lässt sich der Todeszeitpunkt eines Verstorbenen feststellen. Denn nach dem Tod arbeitet die Zellmaschinerie noch weiter, Gene werden aktiv an- oder abgeschaltet, berichtet ein internationales Forscherteam im Fachblatt Nature Communications.
Das neue Verfahren könnte präziser sein als die gegenwärtigen Methoden zur Todeszeitbestimmung. Bei traditionellen Verfahren wird die Körpertemperatur, die Ausprägung von Todesflecken oder Leichenstarre herangezogen, um den Todeszeitpunkt zu bestimmen. Die Analyse des Erbgutmoleküls RNA stößt als Alternative auf wachsendes Interesse.
"Sie haben eine Kombination herausgefunden, mit der man wirklich die Zeit seit dem Tod feststellen kann."
Um die Vorgänge genauer zu untersuchen, nahm sich das Team um Pedro Ferreira von der Universität Porto in Portugal Gewebeproben von insgesamt 540 verstorbenen Spendern vor, die bis zu 29 Stunden nach dem Tod genommen worden waren.
Sie zeigten unter anderem, dass sich die Genaktivität in den Stunden nach dem Tod verändert, allerdings in unterschiedlichen Gewebetypen auf unterschiedliche Weise. Eine Muskelzelle reagiert also anders auf den Tod als etwa eine Gehirnzelle. Zusätzlich wurden auch Blutproben untersucht, die den Spendern noch zu Lebzeiten überlassen worden waren.
"Das ist wirklich eine deutliche Verbesserung gegenüber allen anderen Methoden, die man jemals vorher hatte."
Die Wissenschaftler stellten fest, dass RNA-Analysen in vier Geweben - Lunge, Schilddrüse, Haut und subkutanem Fettgewebe - ausreichten, um die seit dem Tod vergangene Zeit exakt zu ermitteln.
Eine sehr genaue Methode
Die Wissenschaftler fütterten Modelle mit den Daten, die sie aus den Versuche gewonnen hatten. Für das Verfahren sei der Einsatz massiver Computerberechnungen auch mithilfe künstlicher Intelligenz erforderlich, sagt Mark Benecke.
Die Abweichung dieses Verfahrens liege bei nur 64 Minuten. Das sei für die Kriminologie wirklich ein Traumwert, erklärt Mark Benecke. Ob allerdings diese neue genbasierte Methode den Weg in die Praxis findet, hängt besonders von der Finanzierung der Forschung ab.
"Manchmal schafft es eine Methode doch in die Forensik. Diese hier hat das Potential dazu."
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