Willkommen zurück im digitalen Klassenzimmer: Auch 2021 müssen Lehrkräfte wieder auf Distanz zu ihren Schülerinnen und Schülern gehen. Für Wibke, eine Lehrerin aus Nordrhein-Westfalen, läuft der Unterricht routinierter als im ersten Lockdown. Aber sie verliert auch Schüler.
Bevor für Wibke* die erste Stunde beginnt, checkt die 30-Jährige noch einmal: Sind alle Arbeitsblätter digitalisiert? Funktionieren die Videos? Nach den vergangenen Monaten geht Wibke routiniert in den Distanzunterricht: "Wir haben im vergangenen halben Jahr viel mit den Schülern geübt, wie sie mit der Plattform arbeiten können." Es laufe mittlerweile runder, sagt sie.
"Ich frage, wie es den Kids nach den Ferien geht, wie sie sich ohne Schule fühlen. Ich checke einfach mal die Lage."
An Wibkes Schule gibt es ein Distanz-Lern-Konzept. Wie der digitale Unterricht konkret aussieht, ist von der Klasse abhängig. Für manche Klassen plant Wibke ein Unterrichtsgespräch, über die Plattform können sich die Schülerinnen und Schüler beteiligen. Manchmal mache sie auch nur eine Einführung, die Schülerinnen und Schüler bekommen ein Arbeitsblatt. In anderen Klassen setzt sie auf Projekte und Präsentationen. "Die Schulleitung ist sehr offen. Wir können selbst entscheiden, wie wir den Unterricht gestalten."
"Wir können selbst entscheiden, wie wir den Unterricht gestalten."
Bei der Umstellung von analogem auf digitalen Unterricht helfen sich die Kolleginnen und Kollegen untereinander. "Das motiviert total." Außerdem haben viele Lehrkräfte aktiv nach Fortbildungen gefragt, wie sie digital unterrichten können. Aber: "Es ist eine Riesenumstellung für Kollegen, die 30, 40 Jahre anders unterrichtet haben. Das darf man nicht vergessen."
Sprechstunde auf dem Parkplatz für Schülerinnen und Schüler
Auch für die Schülerinnen und Schüler ist der Distanzunterricht nach wie vor nicht einfach. Wibke unterrichtet an einer Schule in der Nähe eines sozialen Brennpunktes. Im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 hat sie gemerkt, wie einige Kinder abgehängt wurden. "Die Kinder kriegen wenig oder keine Unterstützung. Nicht aus bösem Willen der Eltern, aber weil sie zu fünft in einer Einzimmerwohnung keine Möglichkeiten haben." Deswegen hat Wibke auf dem Schulparkplatz eine Sprechstunde angeboten, mit zwei Metern Abstand.
"Ich sehe den Aspekt der Ansteckungsgefahr in den Schulen. Aber ich sehe auch die Kinder, die das Miteinander in der Schule wirklich brauchen."
Mittlerweile bietet Wibke Sprechstunden per Videokonferenz an. "Wir verlieren immer noch einzelne. Aber wir haben einen Fahrplan. Es ist schon besser geworden."
*Wibke möchte ihren Nachnamen nicht nennen. Der Redaktion ist er aber bekannt.