Die Impfung gegen Corona geht zwar schleppend voran. Dennoch stellt sich die Frage, wie wir unsere Impfung bald nachweisen können. Dafür soll es eine Lösung geben: einen digitalen Impfnachweis. Andreas Bogk vom Chaos Computer Club kritisiert die Umsetzung als ineffizient und teuer.
Das Gesundheitsministerium hatte 29 Unternehmen angeschrieben und um ein Angebot für einen digitalen Impfnachweis gebeten. Der Zuschlag ist mittlerweile erteilt: Er ging an das Kölner Start-up Ubirch, gemeinsam mit dem Konzern IBM.
Deren Lösung beruht auf QR-Codes und Blockchain-Verifizierung. Bei der Impfung bekommen wir einen QR-Code, den wir per Smartphone-App einscannen können. So gelangen die Infos auf unser Handy. Bei einem Konzert könnten wir dann über das Smartphone den Code vorzeigen und die Impfung nachweisen.
Ubirch und IBM entwickeln den digitalen Impfnachweis
Doch die Lösung, die jetzt vorliegt, orientiere sich überhaupt nicht an internationalen Standards, die bereits existierten, kritisiert Andreas Bogk.
"Ich habe so ein bisschen das Gefühl, hier wird nicht geguckt, was sinnvoll und richtig ist. Sondern wir müssen jetzt einen Schnellschuss machen."
Beispielsweise gebe es bereits Lösungen für digitale Zertifizierungen. "Denn das Problem, etwas digital nachzuweisen, ist nicht neu", sagt Andreas Bogk. Solche Zertifizierungen baut zum Beispiel das World Wide Web Consortium (W3C). Das Konsortium ist auch verantwortlich für die Standardisierungen der Webbrowser.
"Mindestens hätte man auf internationale Standards setzen müssen."
Auf diesen bereits existierenden Standards hätte man eine Lösung aufbauen können, meint Andreas Bogk. Statt einer App wäre auch ein Ausweis möglich. "Man könnte auch darüber nachdenken, den Personalausweis, den ohnehin jeder hat, dafür zu nutzen." Das wäre keine schnelle Lösung, aber eine langfristige und richtige, findet der IT-Experte des Chaos Computer Clubs.
Ist Blockchain wirklich nötig?
Der geplante digitale Impfnachweis wird Blockchain nutzen. Mit dieser vergleichsweise neuen Technologie werden Datensätze, also Blocks, dezentral und fälschungssicher übermittelt. Blockchain kommt vor allem bei den digitalen Währungen zum Einsatz.
Im Zusammenhang mit dem Impfnachweis hält Andreas Bogk Blockchain eher für eine sehr ineffiziente und teure Lösung. Bei den digitalen Währungen löse die Technologie ein spezifisches Problem: Es wird eine Währung aufgebaut und zwar ohne zentrale Institution. Doch darum gehe es nicht beim digitalen Nachweis einer Impfung.
"Es ist zweifelhaft hier mit dem Hypewort Blockchain Werbung zu machen."
Der Nachweis hätte besser auf einer digitalen Signatur basieren können. Damit sei es auch möglich, offline seine Impfung nachzuweisen. Das ist mit der Blockchain-Technologie nicht möglich.
Datenschutz beim digitalen Impfnachweis
Beim Thema Datenschutz wird durch den geplanten Impfnachweis kein zentrales Register der geimpften Personen erstellt. Die Daten werden also nicht zentral in einer Datenbank gesammelt. "Das ist eine gute Nachricht", sagt Andreas Bogk.
Aber andere existierende Verfahren wie zum Beispiel Zero-Knowledge werden nicht genutzt. Das Protokoll aus dem Bereich der Kryptografie würde erlauben, dass Personen ihre Impfung nachweisen können, ohne dass sie weitere Daten über sich preis geben. Bei der geplanten Lösung sieht das laut Andreas Bogk anders aus: "Der, der den Impfausweis überprüft, bei dem fallen immer alle privaten Daten des Nutzers an."