Das Zeitmagazin hat eine Recherche zu Dieter Wedel veröffentlicht: Drei Schauspielerinnen werfen dem Regisseur sexuelle Übergriffe vor. Wedel bestreitet die Vorwürfe. Die Feministin Anne Wizorek hält es für notwendig, dass auch in Deutschland Prominente in den Fokus rücken - um die Schweigekultur aufzubrechen.
Bisher wurde die #MeToo-Debatte in Deutschland relativ verhalten geführt. Bisher. Weil die prominenten Namen fehlten. Mit den (nicht bewiesenen) Anschuldigungen gegen den Regisseur Dieter Wedel, über die das Zeit Magazin jetzt berichtet, hat sich diese Situation geändert.
"Für die mediale Debatte ist es leider notwendig, auch mit diesen prominenten Namen noch mehr Aufmerksamkeit für die Debatte zu schaffen."
Anne Wizorek, Feministin und Initiatorin des Hashtags #Aufschrei im Jahr 2013, findet es zwar nicht gut, dass erst ein Promi beschuldigt werden muss – es sei aber ein notwendiges Übel, um die Schweigekultur aufzubrechen.
Ein ähnliches Schema
Debatten wie #Aufschrei oder #MeToo liefen immer nach einem ähnlichen Schema ab, sagt Anne.
- Huch! Das gibt es alles wirklich?
- Dann kommen die Betroffenen sowie Expertinnen und Experten zu Wort
- Anschließend komme eine, auch in Deutschland noch dominante Welle an Wortbeiträgen, in denen Frauen eine Mitschuld an den Übergriffen gegeben wird: "Warum wehrt ihr euch nicht einfach besser?"
Das, was wir eigentlich an gesellschaftlichen Veränderungen bräuchten, würde so in der Debatte dann oft wieder zurückgedrängt, sagt Anne.
"Wir kommen einfach nicht an den Punkt, wo wir über Lösungen sprechen. Das ist in Deutschland auch bei der #MeeToo-Debatte wieder passiert."
Es sei nötig, die vorhandenen Geschlechterstereotypen "auseinanderzunehmen" – und zwar von Anfang an, sagt Anne. Das fange bereits im Kindesalter an, wenn Mädchen in die rosa und Jungs in die blaue Ecke gestellt werden - und sie auf bestimmte Verhaltensmuster beschränkt würden.
Mögliche Lösungen
Das sei quasi schon der Beginn davon, ein bestimmtes Machtgefälle zu zementieren, welches dann für Sexismus relevant werden könne und am Ende den Nährboden für sexuelle Gewalt liefere.
Beratungsstellen und Einrichtungen für betroffene Frauen seien nicht mit ausreichend finanziellen Mitteln ausgestattet, beklagt Anne. Auch das Angebot insgesamt sei zu gering.
"Es ist wichtig, Geld in die Hand zu nehmen! Gerade Frauenhäuser müssen noch ganz viele Betroffene abweisen, weil sie überbelegt sind."