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Adam, Eva, Schlange, Apfel: Die Geschichte von Schöpfung und Sündenfall lässt Leerstellen. Diese werden, sagen die Theologinnen Christine Gerber und Marie-Christin Barleben, im frühen Christentum gefüllt, um das Patriarchat zu begründen.

Christine Gerber und Marie-Christin Barleben gehen an den Anfang der christlichen Schöpfungsgeschichte und zur Geschichte von Adam und Eva. Die beiden Theologinnen wollen erklären, wieso "das Patriarchat die Welt regiert und Mord und Ehebruch zusammenhängen", so der Titel ihres Vortrages.

"Die Verantwortungsdiffusion hat nicht überzeugt. Bestraft werden alle drei: die Schlange, die Frau und auch der Mann."
Christine Gerber, Theologin, Humboldt-Universität zu Berlin

Dafür beziehen sie sich unter anderem auf die Septuaginta, also auf die Bibel des frühen Christentums, die nicht auf dem hebräisch-aramäischem, sondern auf antikem griechischen Text beruht. Daraus ziehen sie Rückschlüsse auf die Vorstellungswelt des frühen Christentums.

"Wer also ist der Vater Kains?"
Marie-Christin Barleben, Theologin, Humboldt-Universität zu Berlin

Sie gehen Leerstellen und Uneindeutigkeiten nach und suchen nach Widersprüchlichkeiten zwischen unterschiedlichen Quellen. Wo wurde wie übersetzt, mit Bedeutung aufgefüllt, was wird wie erklärt und begründet?

Suche nach allerersten Begründungen

Sie betreiben aitiologische Forschung. Aitiologie stammt aus dem Altgriechischen, das Wort bezeichnet die "Darlegung einer Ursache". Es geht um die allerersten Begründungen für Sachverhalte und Machtverhältnisse. Wieso herrscht der Mann über die Frau? Wieso gibt es Geburtsschmerz? Wieso kann eine Schlange nur kriechen und nicht laufen?

"Überaus zahlreich werde ich deine Schmerzen und dein Jammern machen. Unter Schmerzen wirst du deine Kinder gebären und zu deinem Mann wird deine Hinwendung sein. Und er wird über dich herrschen."

Die Konstituierungen dieser Anfangserzählungen sind wirkmächtig und langlebig, wie im Falle des Patriarchats, so die beiden Theologinnen.

Christine Gerber ist Theologin und Professorin für Neues Testament mit dem Schwerpunkt Religions-, Literatur- und Zeitgeschichte des entstehenden Christentums an der Humboldt-Universität zu Berlin. Marie-Christin Barleben ist Theologin, ebenfalls an der der Humboldt-Universität, und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsbereich Aitiologien.

Ihren gemeinsamen Vortrag unter dem Titel "Die verführte Eva. Frühchristliche Texte erklären, wie Patriarchat und Mord zur Welt kamen" haben sie am 27. November 2024 an der Freien Universität Berlin im Rahmen der Ringvorlesung "Gründe erzählen – Aitiologische Narrationen von Ursprung, Gründung und Gegenwart" gehalten.

Shownotes
Die verführte Eva
Wie frühchristliche Quellen das Patriarchat erzählen
vom 14. März 2025
Moderation: 
Katja Weber
Vortragende: 
Christine Gerber und Marie-Christin Barleben, Theologische Fakultät, Humboldt-Universität zu Berlin