Wenn wir eine Pille nicht nehmen, erfährt es unser Arzt sofort. Was nach Science-Fiction klingt, kommt bald auf den Markt. Eine US-Firma hat eine Tablette entwickelt, die per App dem Arzt verrät, ob wir sie tatsächlich eingenommen haben. In den USA wurde diese erste digitale Pille jetzt zugelassen.
Die Tablette funktioniert nicht mit einem Sensor, den müssten wir ja mit verdauen. Sie enthält neben dem eigentlichen Wirkstoff eine Mischung aus Kupfer, Magnesium und Silizium. Wenn die in der Magensäure aufgelöst wird, sendet sie ein Signal, das von einem Pflaster aufgenommen wird. Dieses Pflaster hat der Patient sich vorher in Höhe des Brustbeins auf die Haut geklebt.
Das Pflaster sendet dann ein Signal an die App auf dem Smartphone des Patienten. Von dort kann die App eine Nachricht an den Arzt verschicken.
Die Tablette kontrolliert nicht die Dosierung oder Wirkung, sondern nur, ob sie in der Magensäure angekommen wurde. Manipulation sei daher denkbar, sagt Notfallmediziner Johannes Wimmer. Theoretisch könne man sie auch in einem Glas auflösen und von da aus das Pflaster das Signal senden lassen.
Die digitale Pille enthält einen Wirkstoff, der gegen Schizophrenie und bipolare Störungen wirkt. Viele Menschen mit diesen Erkrankungen leiden an Verfolgungswahn.
"Das finde ich fragwürdig: Jemand, der an Verfolgungswahn leiden könnte, soll jetzt eine Tablette nehmen, die ihn komplett überwacht."
Die wichtigeren Forschungsansätze sieht Johannes Wimmer dort, wo es um die exakte Dosierung von Medikamenten geht, die in Zukunft personengenau angepasst werden soll. Dafür muss allerdings jeder Patient all seine Daten herausrücken: Größe, Gewicht, Blutwerte, bis hin zu den Genen. Die zeigen auch Veranlagungen für die Verstoffwechselung von Medikamenten an.
"In diesem Bereich werden sich ethisch immer mehr Fragen stellen: Wie viel gebe ich preis, um das perfekt auf mich abgestimmte Medikament zu erhalten."
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