Mit Hilfe einer neuen Kanonenart gelingt es Mehmed II. der christlichen Herrschaft über Konstantinopel 1453 ein Ende zu setzen. Der Sultan macht die Metropole zur Hauptstadt des Osmanischen Reichs.
Es sind quälend lange Wochen, in denen die Truppen des Sultans Mehmed II. einen Belagerungsring um Konstantinopel legen. Die christliche Metropole am Bosporus ist gut gesichert, meterdicke Mauern umgeben die Stadt und machen sie seit Jahrhunderten uneinnehmbar. Aber in diesem Frühjahr 1453 hat sich die Lage entscheidend verändert.
Ein christlicher Waffentüftler namens Urban hatte einige Monate zuvor seinem Sultan eine aus Bronze gegossene Kanone übergeben und sie nach der mythologischen, feuerspeienden Giftschlange Basilisk genannt. Die Waffe ist auch unter dem Namen Dardanellengeschütz bekannt. Nachdem Urban Mehmed II. von der Wirkung seiner mittelalterlichen Artillerie überzeugt hatte, produziert seine Werkstatt eine ganze Reihe Basilisken und platziert sie anschließend in Reichweite Konstantinopels.
Urbans Kanonen verhelfen zum Sieg
Die Belagerung beginnt am 2. April 1453 und endet mit der Einnahme der Stadt am 29. Mai 1453. Knapp 10.000 Verteidigern stehen etwa 80.000 Angreifer gegenüber, die den letzten Rest der einstigen christlichen Vorherrschaft im nordwestlichen Kleinasien beseitigen wollen. Aber ohne Urbans Kanonen wären sie vermutlich an den gewaltigen Verteidigungsanlagen gescheitert.
So aber zermürben die Truppen Mehmeds II. die Verteidiger der Stadt mit Angriffen von Land und See. Tag für Tag zieht sich der Ring enger um die Stadt, deren Bewohner die Verteidigung mit mehr als 9000 Opfern bezahlen. Wie viele Tote Mehmed der Eroberer zu beklagen hat, bleibt ein Geheimnis.
Osmanischer Aufstieg und Niedergang
Mit der Eroberung Konstantinopels nimmt Sultan Mehmed II. das letzte Mosaiksteinchen seines riesigen Osmanischen Reichs in Besitz. Für die Stadt, die bald darauf in Istanbul umbenannt werden sollte, beginnt eine neue, bis 1922 reichende Epoche. Sie war gekennzeichnet von kriegerischen Auseinandersetzungen in Kleinasien, von militärischen Konflikten mit dem russischen Zarenreich und einigen erfolglosen Versuchen, nach Europa vorzudringen.
Gleichzeitig sorgt das Osmanische Reich, das bis 1566 unter der Herrschaft Süleymans des Prächtigen zum Weltreich wird, für kulturelle und wissenschaftliche Blüte. Am Ende wird es zum sprichwörtlich kranken Mann am Bosporus, weil Dekadenz, Korruption und Vetternwirtschaft das Land ruiniert haben.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Der Byzantinist Michael Grünbart erläutert die Bedeutung Konstantinopels für die europäische Christenheit.
- Der Byzantinist Ralph-Johannes Lilie beschreibt den Einfluss des mit der Eroberung Konstantinopels untergegangenen Oströmischen Reichs für den östlichen Mittelmeerraum.
- Mit dem Islamwissenschaftler Klaus Kreiser gehen wir auf Spurensuche in der modernen Metropole Istanbul.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld blickt zurück auf die lange und ereignisreiche Geschichte der Stadt mit den drei Namen: Byzanz, Konstantinopel und Istanbul.
- Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Kristin Mockenhaupt erinnert an den Tag, an dem Konstantinopel eingenommen wurde.
Unser Bild oben zeigt ein Panoramagemälde der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im "Panorama 1453 History Museum" in Istanbul.
- Der Byzantinist Michael Grünbart über die Bedeutung Konstantinopels für die europäische Christenheit
- Der Byzantinist Ralph-Johannes Lilie zum Untergang des Oströmischen Reichs
- Mit dem Islamwissenschaftler Klaus Kreiser auf Spurensuche im modernen Istanbul