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Gemütlich am Meer sitzen, geschützt vor Wind und Sonne: Ein Strandkorb macht es möglich. An Deutschlands Küsten sind sie überall zu finden. Vor 140 Jahre wurden diese Sitz- und Liegegelegenheiten für den komfortablen Strandurlaub erfunden.

Es ist ein lauer Frühsommer des Jahres 1882, die Wellen plätschern auf den Strand der Ostsee bei Warnemünde zu, ein leichter Wind sorgt für gute Luft, und die Sonne verleiht dieser Strandidylle den letzten Schliff.

Der Strand ist in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Gut Betuchte tummeln sich hier und genießen das gute Klima. Unter ihnen ist auch Elfriede von Maltzahn. Sie ist von Rheuma geplagt und sucht schon seit Jahren die Kurbäder auf, die sich entlang der Küste angesiedelt haben.

Aber die Spaziergänge im Sand sind anstrengend, Elfriede von Maltzahn sehnt sich nach einer Sitzgelegenheit, die ihr Schutz vor Wind und Wetter bietet. Sie sucht den Korbmacher Wilhelm Bartelmann auf und fragt, ob er ein "Behältnis gegen Wind und Wetter zum Sitzen" bauen könnte.

"Aufrecht stehender Wäschekorb"

Der Großherzogliche Mecklenburg-Schwerinische Hof-Korbmacher macht sich an die Arbeit. Nach einiger Zeit hat er einen Entwurf in seiner Werkstatt stehen, der bequem ist, einer Person ausreichend Platz und Schutz vor den Launen des Ostseewetters bietet. Elfriede von Maltzahn ist begeistert, lässt ihren Korbstuhl an den Strand bringen. Dort sitzt sie entspannt und vor allem geschützt gegen Wind und Sonne.

Das Sitzmöbel zieht die Blicke anderer Gäste auf sich. Obwohl der Strandkorb zu Beginn als "aufrecht stehender Wäschekorb" belächelt wird, wollen viele eine ähnliche Sitzgelegenheit haben. Wilhelm Bartelmann kann sich vor Aufträgen kaum retten, tüftelt an Verbesserungen, entwickelt einen Zweisitzer, baut Markisen, Fußstützen und versieht seine Kreation mit kleinen Seitentischen.

Startschuss zum Welterfolg

Seine Frau Elisabeth schaltet eine Anzeige im Allgemeinen Rostocker Anzeiger: "Badegästen empfiehlt Strandstühle als Schutz gegen Sonne und Wind und gibt solche zur Miete - Wilhelm Bartelmann, Hofkorbmacher, Lange Straße 73, Vis-a-Vis der Breiten Straße".

Das ist der Startschuss zu einem Welterfolg, der mittlerweile nicht nur Strände, sondern Gärten und Wohnzimmer in aller Welt schmückt. Mathias Fromholz, stellvertretender Geschäftsführer der Strandkorbfabrik Heringsdorf GmbH schätzt, dass es allein in Deutschland heute 100.000 bis 130.000 Strandkörbe gibt.

Ihr hört in Eine Stunde History:

  • Der Journalist Werner Geske hat sich mit dem Erfinder des Strandkorbs beschäftigt und beschreibt Wilhelm Bartelmann.
  • Peter Kranz vom Landesmarketing Mecklenburg-Vorpommern schildert die Bedeutung des Welterfolgs Strandkorb.
  • Tobias Woitendorf vom Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern erläutert die wirtschaftliche Bedeutung der Produktion und des Vertriebs von Strandkörben.
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld blickt zurück auf die Anfänge der Korbstühle, aus denen der Strandkorb hervorgegangen ist.
  • Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Nadine Kreuzahler erinnert an Elfriede von Maltzahn und den ersten Strandkorb an der Ostsee bei Warnemünde.
Shownotes
Kulturgut
Die Erfindung des Strandkorbs
vom 29. Juli 2022
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartner: 
Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte
  • Beitrag von Nadine Kreuzahler "Der Strandkorb – Welterfolg aus Meck-Pomm"
  • Interview mit Werner Geske
  • Interview mit Peter Kranz
  • Interview mit Tobias Woitendorf