Sanne lebt seit einem Jahr in einer 6er-WG in Passau. Zusammen mit Charlotte, Dagmar, Khalil, Amjad und Maher. Die drei Jungs sind aus Syrien und dem Irak nach Deutschland geflohen. Das Leben in der Multikulti-WG inklusive möglicher WG-Konflikte wollten wir kennenlernen und haben Deutschlandfunk-Nova-Reporter Julian Ignatowitsch zu Besuch geschickt.
Julian ist im Lindental in Passau auf Couchsurfing-Tour in einem alten Bauernhaus unterwegs. Dort wohnen Sanne und die fünf Mitbewohner ihrer WG. Sanne ist 27 Jahre alt, Ärztin, blond, gesprächig und vor allem: sehr hilfsbereit.
Sanne hat die WG mit den beiden Studentinnen Charlotte und Dagmar und den drei Jungs, Khalil, Amjad und Maher gegründet. Heute kochen mal wieder alle zusammen. Es gibt Kartoffeln mit Grillgemüse aus dem eignen Garten. Alle helfen mit, im Hintergrund läuft kurdische Musik.
Passau im Herbst 2015
Im Herbst 2015 kamen sehr viele Menschen nach Deutschland, zum Beispiel über die Balkanroute. An vielen Bahnhöfen in vielen Städten herrschte so eine Art Ausnahmezustand. Einer der Hauptschauplätze damals war Passau, ganz im Osten von Bayern an der Grenze zu Österreich.
Hier kamen im Herbst 2015 bis zu 10.000 Menschen täglich an und brauchten vor allem eins: Hilfe.
Ärztin Sanne hat mit angepackt
Sanne half dabei, die medizinische Grundversorgung am Bahnhof zu organisieren, untersuchte die Neuankömmlinge und verschrieb Medikamente.
"Keiner wusste, wie man damit umgehen sollte. Keine Informationen, die Leute waren verängstigt."
Heute leben sie zusammen
Bei ihrer Arbeit auf dem Bahnhof lernte sie auch Khalil, Amjad und Maher kennen. Die Vier befreundeten sich, Sanne half ihnen, in Deutschland Fuß zu fassen – und dann zogen sie zusammen. Das Stadtbild hat sich in Passau seit 2015 verändert, nicht jedem gefällt das.
Mehr Reis und Domino
Die WG versucht in ihrem eigenen Alltag, den Wünschen ihrer Mitglieder gerecht zu werden. Und sie lernen voneinander. Im zweiten Stock neben Julians Couch hängt ein Plakat. Darauf steht:
"Mehr Reis und Domino" steht auf der einen, "mehr Salat und Doppelkopf" auf der anderen Seite. Und klar streitet man sich auch mal - trotz Putzplan - über dreckiges Geschirr. Alles in allem überschaubare Konflikte. Die WG funktioniert, weil alle wussten, worauf sie sich einlassen. Auch, weil die einen gerne helfen und die anderen diese Hilfe noch benötigen.
Unkomplizierter Umgang
Reporter Julian hat vor allem der unkomplizierte Umgang der Sechs miteinander fasziniert. Mal wird über Sprachfehler gelacht, dann auf Arabisch gelästert und auch der nett gemeinte Kosename "Obermufti" fällt mal.
"Viel Glück, Sanne, Charlotte, Dagmar, Khalil, Amjad und Maher - und danke für die Couch!"