Wow, was ein Klunker! Wer sich einen Diamanten leistet, muss einiges investieren. Aber woher wissen wir, dass dieser kein Blutdiamant ist?

Die Diamantohrringe, die gerade bei Sotheby's versteigert werden, sind mit einem Schätzwert von bis zu 64 Millionen preislich vielleicht eine Nummer zu groß für die meisten von uns. Aber auch abseits der Auktionshäuser sind Diamanten, große wie kleine, ein Riesengeschäft - das allerdings seine blutigen Seiten hat. So werden Diamanten aus Konfliktgebieten geschmuggelt, um damit etwa Kriege zu finanzieren. 

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Nina Engwicht ist Politikwissenschaftlerin und hat über diese Schattenseiten des Handels ihre Doktorarbeit geschrieben. Sie weiß: Den Steinen selbst sieht man nicht an, aus welcher Region sie kommen und unter welchen Umständen sie gefördert wurden.

Ein Zertifikat allein reicht nicht

Die wichtigste Auskunftsquelle, egal wo wir den Stein kaufen, ist das Zertifikat, mit dem der Stein ausgezeichnet ist. Nina Engwicht erklärt: "Wenn die Diamanten aus dem Ursprungsland exportiert werden, werden sie mit einem sogenannten Kimberley-Zertifikat versehen." Es soll die Konfliktfreiheit garantieren, also dass die Edelsteine nicht aus Minen von Rebellen stammen. In der Regel sollte heute jeder Stein über so einen "Diamantenpass" verfügen.

"Im Alltagsverständnis von Blutdiamanten denken wir auch an Versklavung, Gewalt, fürchterliche Arbeitsbedingungen - das ist aber alles im Kimberley-Zertifkat nicht drin."
Nina Engwicht, Politikwissenschaftlerin

Das Kimberley-Zertifikat sagt also nichts über die Arbeitsbedingungen in den Diamantenminen aus. Es schließt nur aus, dass die Diamanten aus Konfliktregionen stammen und damit Rebellen finanziert werden. Menschenrechtsverletzungen, die von Minenbetreibern verübt werden, werden daher kaum durch das Zertifikat erfasst, erklärt die Politikwissenschaftlerin. So gab es vor einigen Jahren etwa einen Fall in Simbabwe, bei dem die Regierung im Disput um Edelsteinfelder Greueltaten verübt haben soll.

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Es gibt auch legale Schürffirmen. Nina Engwicht hat für ihre Untersuchung in Sierra Leone geforscht und einige Edelsteinfelder besucht. Selbst, wenn alles an sich korrekt ablaufe, bleibe es eine körperlich harte Arbeit: "Die Menschen stehen mit den Füßen im Wasser, ständig gebückt, um mit den Schüttelsieben zu arbeiten. Sie stehen in der prallen Sonne, Krankheiten wie Malaria können sich gut ausbreiten."  

"In den illegalen Minen finden Arbeitsstandards keine Beachtung. In den legalen Minen auch nicht."
Nina Engwicht, Politikwissenschaftlerin

Für Nina Engwicht ist das nicht nur ein Problem von Sierra Leone. Es zeige sich in vielen Ländern, dass auf die Arbeiter keine Rücksicht genommen werde und Vorschriften ignoriert würden. "Afrika stellt immer noch 65 Prozent der Produktion von Rohdiamanten", erklärt Nina Engwicht.

Ein Weg könnte also sein, ganz auf die teuren Steine zu verzichten - oder seine Steine nur aus Ländern wie beispielsweise Kanada zu beziehen. Hier gibt es sogar Fair-Trade-Diamanten. Eine weitere Möglichkeit ist es, auf antike oder Second-Hand Diamanten zu setzen: "Hier weiß man, dass er zumindest nicht momentan Konflikte in anderen Ländern anfeuert", sagt Nina Engwicht. Wer ganz sicher sein will, könne auf den Diamanten aus dem Labor zurückgreifen.

Offen bleibe dann aber, so Nina Engwicht, ob wir durch dieses Kaufverhalten nicht auch kleinen Schürfern aus den betroffenen Ländern schaden, die dann ihre Ware nur schlecht verkaufen können.

Shownotes
Diamanten kaufen
Geschliffen, aber nicht blutig
vom 16. Mai 2017
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartnerin: 
Nina Engwicht, Politikwissenschaftlerin