Beim "Preis für Popkultur" soll es im Vergleich zum "Echo" weniger um kommerziellen Erfolg gehen. Gewürdigt werden sollen die Musiker und deren Ideen.
In Berlin wurde zum dritten Mal der "Preis für Popkultur" verliehen - in zwölf Kategorien. Der große Gewinner war Trettmann (im Bild links). Der Rapper und R'n'B-Sänger gewann in den Kategorien "Lieblingssolokünstler", "Lieblingsalbum" ("#DIY") und "Lieblingslied" ("Grauer Beton").
"Das ist krass, wer hätte das gedacht? Ich bin trotzdem nur eine kleine Nummer. Fühlt sich gut an, und ich muss das jetzt erst mal bisschen sacken lassen."
Bei den Frauen wurde Kat Frankie (im Bild rechts) als "Lieblingssolokünstlerin" ausgezeichnet. Kat Frankie ("Bad Behaviour") war zwei Mal nominiert.
In der Kategorie "Gelebte Popkultur" wurden Birgit und Horst Lohmeyer ausgezeichnet. Sie veranstalten jedes Jahr ein Musikfestival gegen Rechts in Jamel, einem Dorf, das als Nazi-Hochburg gilt. Das Thema "Aufstehen gegen rechte Gewalt" zog sich auch durch die ganze Veranstaltung, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anke van de Weyer, die dabei war.
Unterschied zum Echo: Nicht die Verkaufszahlen entscheiden
Den Echo hat gewonnen, wer die meisten Tonträger verkauft hat. Bei kommerziellen Musikpreisen weiß man also quasi schon vorher mehr oder weniger, wer gewinnt.
Beim Preis für Popkultur stehen dagegen Künstler und Künstlerinnen auf der Liste, die eher independent unterwegs sind: Drangsal oder Haiyti zum Beispiel. Der wirtschaftliche Aspekt soll bewusst ausgeklammert werden, bestätigt Anne Haffmanns, die erste Vorsitzende des Vereins zur Förderung der Popkultur, der den Preis verleiht.
"Es geht darum, die Musiker, die Ideen und die Live-Ereignisse zu würdigen."
Beim Preis für Popkultur bestimmt eine Jury, wer gewinnt. Sie besteht aus Leuten, die sich beruflich mit Musik befassen: die also bei Labels arbeiten, die Musik machen, die Clubs betreiben, aber auch Journalistinnen und Journalisten.
Im Moment sind etwas mehr als 850 Leute in der Jury. Wer nachweisen kann, dass sie oder er sich professionell mit Musik beschäftigt, kann Mitglied im Verein werden und ist dann auch Teil der Jury.
Kritik: Zu wenige Frauen nominiert
Wenn man sich die Nominierungsliste für den Preis für Popkultur anschaut, könnte man allerdings denken, Frauen könnten weder gute Alben machen noch gute Konzerte spielen. Videos machen können sie auch nicht und in Bands spielen erst recht nicht. Die Shortlist hatte fast nur Männer zu bieten, Gewinnerinnen gab es am Ende ganze zwei.
Das Problem wurde erkannt und innerhalb des Vorstandes auch thematisiert. Aufgrund der Statuten könne man daran aktuell aber nur wenig ändern, sagt Anne Haffmanns. Denn jedes Mitglied habe die gleiche Anzahl von Stimmen. Und in der Jury sitzen momentan nur ein Drittel Frauen.
Das Thema wird gerade übrigens auch bei den Grammys diskutiert: Für die nächste Verleihung wurde die Jury ziemlich umgebaut, sagt Anke van de Weyer. Frauen und Menschen, die keine weiße Hautfarbe haben, sind jetzt besser repräsentiert.
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