120 Gramm Fleisch isst jeder von uns, jeden Tag - im Durchschnitt. Der Fleischatlas zeigt: Die Thüringer essen am meisten Fleisch. Für den Erfurter Metzger Adrian Eismann ist das leicht zu erklären: "Das schmeckt ja auch alles wunderbar - warum soll man das nicht essen?"
Den Fleischatlas 2016 haben heute die Heinrich-Böll-Stiftung und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) veröffentlicht - mit genauen Angaben zum Fleischverbrauch in den einzelnen Bundesländern. Thüringen steht dabei mit 132 Gramm pro Tag und Einwohner an der Spitze, das Schlusslicht in Sachen Fleischeslust ist Rheinland-Pfalz mit 110 Gramm pro Tag und Einwohner.
"Es gibt immer mehr Leute, die nicht nur nach dem Preis gucken, sondern auch nach der Herkunft vom Tier."
Trend zu Fleisch aus der Region
Zwei Trends beschreibt der Fleischatlas, der zum dritten Mal vorgestellt wurde: Zum einen gibt es handwerkliche Schlachter und Köche, die möglichst viele Teile vom Tier verwenden. "Sie erwecken so fast vergessene Gerichte wie Kutteln, Blutwurst oder Zunge zu neuem Leben", heißt es in der Studie. Der zweite Trend: "Bauern, Schlachter und Start-up-Unternehmen schließen sich zusammen, um Fleisch von Tieren aus Freilandhaltung und aus der Region zu vermarkten, denn die Nachfrage nach solchen Produkten ist groß."
Bratwürste gehen am besten
Auf regionale Fleischlieferanten setzt auch Metzger Adrian Eismann aus Thüringen. "Bei uns läuft's", sagt er im DRadiowissen-Interview und verweist auf die 125-jährige Geschichte der Familienfleischerei in Erfurt. Die drei Top-Seller sind bei ihm Brat-, Leber- und Rotwürste - alle hergestellt aus Fleisch, das in Thüringen gezüchtet wurde. Dass es einen Trend zu weniger Fleischkonsum gibt, kann der Metzgermeister nicht erkennen.
Immer mehr Massentierhaltung
Doch neben dem Trend zur Regionalisierung gibt es auch eine Entwicklung hin zu immer mehr Massentierhaltung, belegt der Fleischatlas. Die deutsche Produktion von Schweinefleisch stieg von 3,7 Millionen im Jahr 1994 auf heute 5,5 Millionen Tonnen. Beim Geflügelfleisch wuchs die Produktion zwischen 1994 und 2014 von 350.000 auf eine Million Tonnen. Dieser Zuwachs basiere ausschließlich auf Massenproduktion in Megaställen, kritisiert Barbara Unmüßig von der Heinrich-Böll-Stiftung. Kleine Erzeuger könnten nicht mehr mithalten.
"In den vergangenen 15 Jahren mussten bis zu 80 Prozent der Betriebe und Bauernhöfe die Tierhaltung aufgeben, während gleichzeitig bis zu 50 Prozent mehr Fleisch produziert wird."
- Adrian Eismann | Facebook-Profil