• Deutschlandfunk App
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren

Am Mittwochabend wurde in Berlin der Deutsche Computerspielpreis vergeben. Mit allem möglichen Drum und Dran wurden dort die besten Games aus Deutschland ausgezeichnet - Skandal inklusive.

Thomas Ruscher hat sich die von Barbara Schöneberger moderierte Preisverleihung für uns angesehen. Erwartet hatte er eine eher dröge Veranstaltung mit Politikerreden und viel zu langen Lobgesängen. Doch es kam anders: Ziemlich am Anfang, beim Preis fürs beste Game Design, geschah etwas sehr Unerwartetes. Die für ihr Spiel "Shadow Tactics – Blades of the Shogun" gekürten Game Designer von Mimimi Production und Daedalic nahmen den Preis nicht an.

"Vielen Dank für die Anerkennung. Wir können heute Abend leider keine Preise annehmen. Danke."
Mimimi Production während der Gala zur Verleihung des Deutschen Computerspielpreises

Was da los ist, ist noch nicht bekannt - Mimimi Production wollten sich noch nicht dazu äußern.

Ein waschechter Skandal

Aber es wird gerade heiß spekuliert: Es soll Unstimmigkeiten während der Hauptjury-Sitzung des Deutschen Computerspielpreises gegeben haben.

  • Dem Spielemagazin Gamestar liegt eine interne Mail des Branchenverbands Game vor
  • Darin steht, dass in den meisten Kategorien Stimmen fehlten - offenbar sind abgegebene Jury-Stimmen verschwunden
  • In drei Kategorien ist das Ergebnis wohl so knapp, dass diese Stimmen ausschlaggebend sind
  • Juroren hatten deswegen schon Beschwerde eingelegt und eine Neuabstimmung gefordert - das wurde aber abgelehnt
  • Der Branchenverband Game unterstützte die Vergabe der drei betroffenen Preise daher nicht

Mit der Ablehnung des Preises haben Mimimi Productions auf ordentlich viel Preisgeld verzichtet.

"40.000 Euro haben die gestern auf der Bühne stehen lassen."
Thomas Ruscher, Deutschlandfunk Nova

Sie waren auch für das Beste Deutsche Spiel nominiert und hatten dort gute Chancen - da ging es um 110.000 Euro. Gewonnen hat am Ende aber Keen Games mit "Portal Knights". Das ist ein Abenteuerspiel in einer sehr niedlichen Klötzchen-Grafik, in denen der Spieler als Krieger oder Zauberer schwebende Inseln erkunden muss.

Mehr Förderung gefordert

"Portal Knights" hat den Preis verdient, sagt Thomas Ruscher - es bleibe aber der Beigeschmack der fehlenden Stimmen. Das Preisgeld bekommt Portal Knights aber trotzdem. Die 110.000 Euro müssen sie in ihr nächstes Projekt stecken. Der Deutsche Computerspielpreis ist nämlich vor allem ein Förderpreis, mit dem die Gamesbranche in Deutschland unterstützt werden soll.

Dabei ist das gar nicht so viel Geld, sagt Thomas: Polen zum Beispiel stecke 20 Millionen Euro in die Gamesbranche. Dort entstünden dann auch Spiele wie "The Witcher 3: Blood and Wine", das mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde.

Preisgeld zu gering?

In Deutschland fordern die Branchenverbände der Games-Industrie mehr Förderung. Dorothee Bär, die Juryvorsitzende des DCP und Staatssekretärin im Ministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, hält das Preisgeld auch für zu niedrig.

"Da muss natürlich in der nächsten Legislaturperiode noch eine Schippe drauf."
Dorothee Bär, Juryvorsitzende des DCP

Der DCP könne nicht das einzige Förderinstrument sein, glaubt Bär. In einigen Bundesländern gibt es schon so eine Förderung, auf bundesweiter Ebene fehlt das aber noch. 

Die Gewinner

Shownotes
Deutscher Computerspielpreis
"Wir können leider keine Preise annehmen"
vom 27. April 2017
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Thomas Ruscher, Deutschlandfunk Nova