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Ein Buch bestellt - schon einen Tag später können wir es im Laden abholen. Damit das funktioniert, arbeiten Buch- und Zwischenhändler Hand in Hand. Doch der größte Zwischenhändler auf dem deutschen Markt hat nun Insolvenz angemeldet.

Koch, Neff und Volckmar (KNV) ist der größte von drei Zwischenhändlern im deutschen Buchmarkt. Vor kurzem hat das Unternehmen Insolvenz angemeldet. Und viele fragen sich, wie es nun weiter geht.

Denn in Deutschland haben wir ein Liefersystem für Bücher, das ziemlich einzigartig ist in Europa, meint Maria-Christina Piwowarski, Buchhändlerin in der Berliner Buchhandlung Ocelot.

"Das ist ein ziemlich großartiges System, und es ist, glaube ich, in Europa ziemlich einzigartig."
Maria-Christina Piwowarski, Buchhändlerin in Berlin

Der Deutsche Buchhandel funktioniert folgendermaßen: Es gibt drei Großhändler: KNV, Libri und Umbreit. Sie werden auch "Barsortimente" genannt.

Wenn jemand eine Buchhandlung eröffnet, macht er in der Regel mit einem der drei Barsortimente einen Vertrag. Die Lieferanten bekommen dann einen Schlüssel, und die bestellten Bücher werden über Nacht aus den riesigen Lagerhallen in die Buchhandlung geliefert, berichtet Maria-Christina Piwowarski. Die Lieferung erfolgt in Mehrwegwannen – "also total umweltfreundlich", so die Buchhändlerin.

Noch versucht KNV den Betrieb aufrecht zu erhalten

Nun hat KNV Insolvenz angemeldet. Egal, ob es so durch die Konkurrenz aus dem Onlinehandel oder Missmanagement gekommen ist: Für alle, die mit Büchern zu tun haben, sei das ein ziemlich beunruhigendes Signal, sagt Maria-Christina Piwowarski. Buchhandlungen, die mit KNV zusammenarbeiten, wüssten nicht, wie die weitere Zusammenarbeit aussehe. Kundinnen und Kunden seien ebenfalls verunsichert, und Bücher kämen vielleicht nicht mehr über Nacht an.

"Es geht schon ein ganz schön großes Raunen durch die Branche. Das macht was aus, wenn ein so großer Player plötzlich so zu schwanken anfängt."
Maria-Christina Piwowarski, Buchhändlerin in Berlin

Noch versucht KNV den laufenden Betrieb aufrecht zu erhalten: Im Hintergrund laufen Gespräche, von denen sich die Beteiligten erhoffen, dass alles eine gute Wende nimmt, meint Maria-Christina Piwowarski. Vielleicht findet sich ein Investor.

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Was aus Sicht der Buchhändlerin aber fast noch schlimmer ist: KNV funktioniere auch als große "Verlagsauslieferung". Viele Verlage und Titel wurden dort eingekauft. Sie warten nun auf ihr Geld. Für viele kleine Verlage sei das sehr schwierig. Libri habe sich daher solidarisch gezeigt und seine Zahlungen an diese Verlage vorgezogen.

"Libri hat die Auszahlungen an die Verlage solidarisch vorgezogen."
Maria-Christina Piwowarski, Buchhändlerin in Berlin

Andere Großhändler könnten Ausfall nicht so schnell stemmen

Maria-Christina Piwowarski glaubt aber nicht, dass Libri oder Umbreit einen Ausfall von KNV ohne Weiteres stemmen könnten. KNV sei aktuell das größte existierende Barsortiment in Deutschland.

"Man merkt schon im Weihnachtsgeschäft: Wenn die Läden viel zu tun haben, dann sind schon alle ausgelastet. Das können die anderen nicht so einfach abfedern."
Maria-Christina Piwowarski, Buchhändlerin in Berlin

Innerhalb der Branche hofften nun alle, dass es nicht zur Pleite von KNV kommt. Darum wechseln viele Buchhändler nicht zu einem anderen Großhändler - sie fürchten nämlich auch, das falsche Signal zu senden, wenn sie nun mit einem der anderen beiden Lieferanten kooperieren.

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Shownotes
Deutscher Buchmarkt
Warum wir vielleicht bald länger auf unsere Bücher warten müssen
vom 21. März 2019
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartnerin: 
Maria-Christina Piwowarski, Buchhändlerin in Berlin