Das größte deutsche Geldhaus hat einen neuen Chef: Christian Sewing rückt an die Spitze der Deutschen Bank. Was das für die Ausrichtung des Konzerns und die deutschen Kunden bedeutet, erklärt Bankenexperte Hans-Peter Burghof.
Wer über die Deutsche Bank liest, stolpert gerade oft über Sätze wie "Die müssen den Karren aus dem Dreck ziehen". Fakt ist, die Deutsche Bank hat bei ihren Kunden viel Boden verloren vor allem in Sachen Glaubwürdigkeit, sagt Hans-Peter Burghof vom Lehrstuhl für Bankwirtschaft der Universität Hohenheim.
Die wichtigsten Baustellen bei der Deutschen Bank:
- Die Deutsche Bank war zuletzt sehr stark vom amerikanischen Investment-Banking-Gedanken geprägt, bei dem es vor allem um kurzfristige Gewinne geht.
- Die Deutsche Bank hat zahlreiche Rechtsstreitigkeiten ausfechten müssen, die viel Geld gekostet haben.
- Die Deutsche Bank hat kaum Zeit und Ressourcen darauf verwendet, EDV und Technologie des Konzerns für das moderne Kundengeschäft anzupassen.
Christian Sewing, bisher Vize-Vorstandschef bei der Deutschen Bank, soll es jetzt richten. Der 47-Jährige arbeitet seit rund 30 Jahren für das Haus, hat sogar dort, in der Bielefelder Filiale, seine Ausbildung gemacht. Zum ersten Mal seit vielen Jahren sitzt mit ihm jetzt kein Investmentbanker mehr an der Spitze des Konzerns.
"Sewings Vorzug: Er war da, verfügbar und engagiert. Es gab einen internen Machtkonflikt, der schnell gelöst werden musste, damit die Kunden wissen, wie es weitergeht."
Die Tatsache, dass Christian Sewing kein Investmentbanker ist, sei kein Signal dafür, dass ein Politikwechsel innerhalb der Bank herbeigeführt werden soll - sagt Experte Hans-Peter Burghof.
Trotzdem könnte es Sewing gelingen, den Bruch zwischen Investmentbanking und den anderen Bankgeschäften in der Deutschen Bank zu überwinden. Weil er eben das Kundengeschäft besonders gut kenne. Diesen Spagat hinzubekommen, darin sieht Hans-Peter Burghof das Potenzial des Konzerns.
"Dem deutschen Mittelständler sagen: Kümmer dich um deinen Markt und dein Produkt, wir helfen dir bei den Finanzen und hauen dich nicht übers Ohr. Das wäre das Geschäftsmodell der Zukunft für die Deutsche Bank."
Die Deutsche Bank sei, so Hans-Peter Burghof, immer noch das einzige deutsche Bankhaus, das die Brücke in den internationalen Markt schlagen könne. In dieser Funktion sei sie nach wie vor sehr wertvoll für die deutsche Wirtschaft.
"Ich würde dem neuen Chef vor allem mit auf den Weg geben: Schau deinen deutschen Kunden an und überlege, wie du dessen Vertrauen wieder gewinnen kannst."
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